Beinahe auf Tuchfühlung will der Betrachter im wahrsten Sinne des Wortes gehen, wenn er sich den auf Leinwand gebannten Farben von Min Clara Kim widmet. Die Künstlerin eröffnet am heutigen Freitag ihre Ausstellung in der Galerie Kabuth an der Wanner Straße in der Altstadt. Stoff spielt bei allen neun Öl-Bildern der gebürtigen Koreanerin eine zentrale Rolle.
So scheint der „Bote“ seine Lieferung förmlich in den Galerie-Raum hereinzureichen. Min Clara Kim hat dem Tuch, in das der zu überbringende Gegenstand eingeschlagen ist, eine solche Plastizität verliehen, dass er greifbar scheint. Auch die Konturen und Schatten des Schals, den der Bote um den Hals geschlungen hat, und des Cord-Jacketts verleihen dem „Boten“ eine scheinbare Dreidimensionalität. Wie bei den anderen acht Bildern ist auch dieses Motiv fiktional.
Die Ausstellung beinhaltet Werke älteren und neueren Datums. Beschränkte sich Min Clara Kim bei ihren frühen Arbeiten aufs Gegenständliche, hat sie sich inzwischen der figürlichen Malerei zugewandt. Eine Symbiose stellt das Gemälde „Seerosen dar“. Hier hat die seit 2005 eingedeutschte Künstlerin zwar schon eine Frau als Motiv gewählt. Aber weil Min Clara Kim mit Konturen und Details sehr sparsam umgegangen ist, ist die Darstellung der Dame beinahe schon beliebig. Ganz im Gegenteil zu dem Kleid, dass sie trägt. Die Struktur des Stoffes und die Beschaffenheit der Pflanzen darauf sind dermaßen realistisch herausgearbeitet, dass der Betrachter wieder zugreifen möchte, um zu überprüfen, ob ihm seine Augen einen Streich spielen.
Das Motiv Eichenlaub taucht in mehreren Werken als Stoff-Muster auf. „Damit verarbeitet sie die Trennung zwischen Ost und West“, sagt Galerie-Besitzerin Jutta Kabuth über die 1966 in Seoul geborene Künstlerin. Die Ausstellung wird heute um 20.10 Uhr eröffnet.