Gelsenkirchen.
Die Personalie „Thilo Sarrazin“ hat nun auch offiziell Gelsenkirchen erreicht: Die SPD Hassel-Süd hat für den Parteitag am 22. September den Antrag gestellt, vom Bundesvorstand den Parteiausschluss Sarrazins zu fordern.
Dieser symbolische Schritt sei unter den Mitgliedern kontrovers diskutiert worden, sagt Ortsvereins-Chef (und Partei-Vize) Reinhard Ostermann auf WAZ-Anfrage. „Die Entscheidung ist aber mit großer Mehrheit gefallen.“ Initiiert worden sei dieser Antrag von einem Vorstandsmitglied mit Migrationshintergrund.
Die SPD-Vorsitzende Heike Gebhard geht davon aus, dass diese Art „Willensbekundung“ der Hasseler Genossen eine sehr große Mehrheit erhalten wird. „Ich habe das Gefühl, dass sich die Partei in dieser Sache von unten bis oben einig ist“, sagt die Landtagsabgeordnete. Für die Art und Weise von Sarrazins Äußerungen sehe sie keine Grundlage innerhalb der SPD. „Die biologistische Argumentation ist völlig verfehlt.“ Sarrazin habe keinen Diskussionsbeitrag geleistet, sondern das Klima vergiftet. Diese Ansicht teilt auch Reinhard Ostermann.
Darüber hinaus weist Ostermann zurückl, dass in Hassel, einem Stadtteil mit einem hohen Anteil türkischer Migranten, besonders große Probleme mit der Integration bestünden. „Es gibt bei uns schon lange intensive Bemühungen um Integration. Wir haben hier gewachsene Strukturen“, sagt Reinhard Ostermann und verweist unter anderem auf den „Runden Tisch“ im Ortsteil.
In Hassel lebe und arbeite man zusammen. Natürlich gebe es den einen oder anderen Türken, der sich nicht integrieren wolle. „Das gibt es aber auch unter Deutschen“, so Ostermann.
Den Austritt Sarrazins hat am Freitag auch die Gelsenkirchener SPD-Projektgruppe Migration (ProMi) gefordert. „Seine Äußerungen haben rassistische, antisemitische Züge, sind inakzeptabel und mit den Werten wie Freiheit, Gleichheit, Solidarität nicht vereinbar“, erklärt ProMi-Sprecher Sinan Akin.
Thilo Sarrazin füge der Partei nicht nur irreparablen Schaden zu, sondern er konterkariere die Integrationsdebatte und mache einen konstruktiven Dialog unmöglich. „Wir glauben nach wie vor an einen Aufstieg durch Bildung. Darum wollen und werden wir weiterhin für die Chancengleichheit aller unabhängig von der Rasse, Herkunft, Religion etc. kämpfen“, sagt Akin. Da Sarrazin nicht mehr die Ideale der SPD vertrete, sei „ein unverzüglicher Parteiausschluss nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar dringend vonnöten“.