Gelsenkirchen. .
Wo gibt es das schon: Während das Medaillon vom Seeteufel serviert wird, drehen mächtige Flughunde in der Abenddämmerung ihre waghalsigen Runden zwischen Palmen und raschelt es wie im Dschungel.
Das Pangung, das Tropengarten-Restaurant in der Asienhalle der Zoom-Erlebniswelt, ist schon ein exotische (Speise-)Ort. Ein halbes Jahr nun ist die dritte Zoo-Erlebniswelt eröffnet. Und mit ihr die Gastronomie unter dem Membran-Dach der Halle und draußen auf der hölzernen Seeterrasse. 860 000 Besucher zählte der Zoo schon in diesem Jahr, die anvisierte Million also in greifbarer Nähe. Und Zoo-Besucher wollen sich stärken. Also füllen sich das Ryokan und das Pangung tagsüber mit Zoo-Gästen. Darauf richtet sich Dirk Seemann, der Küchenchef, mit seiner Karte ein. Schnitzel, Spaghetti, Salat, aber auch die asiatische Reispfanne gehen zu Spitzenzeiten hundertfach aus der Großküche an die gedeckten Tische. Und die Preise berücksichtigen das Budget der Zoo-Besucher, die es allerdings gegenüber den bisherigen Fast Food-Imbisse in Afrika und Alaska etwas aufstocken müssen.
„Eine Sünde“, sagt Dietmar Lumma, der Zoo-Gastronomiechef der städtischen Emschertainment GmbH, wäre es aber, abends die Restaurants einfach zuzusperren. Also kann der Gast mit Zoo-schluss über einen (endlich fertig gestalteten) Abendeingang Platz nehmen, auf den Ryokan-Seeterrassen und vor allem im Tropen-Ambiente in der Dschungelhalle. „So eine Atmosphäre gibt es nicht noch mal“, sagt Lumma selbstbewusst.
Und ambitioniert ist auch der Anspruch an die Küche, die kreativ eurasisch ist und kulinarisch den Bogen zwischen Westfalen und Fernost spannen will. Mit 08/15-Asia-Küche hat das wenig zu tun. Chefkoch Dirk Seemann und seine 13 Köche genießen spürbar die neuen Koch-Freiheiten, die sie in der Küche zaubern und auch mal Raritäten wie Springbock (nicht in der Afrikawelt geschossen, wohlgemerkt) auf die Teller bringen lassen können. Und das Auge isst mit: Großen Wert legen Seemann & Co auf die Teller-Inszenierung. Der Clou dabei: All das Asiatisch-Dekorative darf verspeist werden und schmeckt auch (Details im Gourmet-Test).
Da mit der städtischen Emschertainment praktisch die Stadt am Kochtopf steht, ist der kritische Blick in den selben zuweilen aufmerksamer als bei privaten Gastronomen. Das gilt kulinarisch (deshalb lud der Zoo am Montagabend zum Testessen) wie auch betriebswirtschaftlich. Ein bis zwei Jahre will sich Lumma geben, bis auch die Abendgastronomie die geforderte „Marktgängigkeit“ erreicht und für sich kostendeckend arbeitet. Jetzt, wo sich die Abläufe eingespielt haben, verstärkt er auch die Werbung. Und das dicke Reservierungsbuch, es füllt sich. Lumma: „Wir sind zufrieden.“