Gelsenkirchen. .
Die Küche im Schloss Horst bleibt kalt. Seit einem Jahr ist die Gastronomie geschlossen und blieb die Pächtersuche bislang erfolglos.
Vor einer Wochen herrschte noch „gaudium“ beim mittelalterlichen Spektakel im Horster Renaissance-Schloss, tafelte die Besucherschar bei deftigen Speisen. Von Freude und kulinarischem Labsal ist im Alltag beim Horster CDU-Vorsitzenden Werner-Klaus Jansen nichts zu spüren: In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister beklagt der CDU-Ratsherr, dass seit einem Jahr die Gastronomie im Schloss geschlossen ist und die Stadt zu wenig tut, dies zu ändern.
„Da passiert einfach nichts. Zumindest kommt es öffentlich so an“, schreibt Jansen an Baranowski. Auch von einem Engagement der Wirtschaftsförderung und der Stadtmarketinggesellschaft sei „einfach nichts zu spüren“. Jansens Brandbrief ist mit einem üppigen Fragenkatalog versehen: Wann und wie oft wurde die Gastronomie ausgeschrieben, hat es Gespräche mit dem Hotel- und Gaststättenverband gegeben, nach welchen Kriterien werden mögliche Pächter gesucht?, will der Horster Unionspolitiker und Stadtverordnete wissen.
„Wir brauchen da keine 5-Sterne-Gastronomie, drei tun es auch. Aber im Schloss muss es wieder einen Pächter geben“, so Jansen und mahnt die Stadt: „Man muss vielleicht auch mal auf die Leute zugehen.“ Und die Stadt müsse möglichen Pächtern gegebenenfalls entgegen kommen: „Vielleicht helfen da auch 2000 statt 4000 Euro Pacht.“
Bei Jansen schwingt zugleich allgemeiner Unmut mit, sieht er doch das „Kulturdenkmal erster Güte“ von Stadt, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zu wenig beachtet und verweist gallig auf die Herkules-Skulptur auf dem THS-Turm, die die „Mehrheit der Horster ablehnt“. Auch erinnert er an die alte Forderung, das Schloss Horst besser auszuschildern: „Alles wird beworben, nur das Schloss nicht.“ Auch für die Parkplätze habe man „die kleinsten Schilder genommen, die es gibt“.
Die Kritik in Sachen Gastronomie teilt Wolf Hoffmann, der Vorsitzende vom Fördervereins des Schlosses. „Es ist bedauerlich, dass die Gastronomie seit einem Jahr leer steht“, sagt er und ergänzt: „Große Anzeigen habe ich nicht gesehen.“ Hoffmann schaut mit Sorge auf den November, wenn das Museum im Schloss öffnet: „Wo sollen die Besucher dann dort einen Kaffee trinken?“ Er wünscht sich eine „bodenständige“ Gastronomie etwa mit gebratener Blutwurst, aber auch gehobene Küche für Empfänge. Auch monatliche Ritteressen könnte er sich vorstellen.
Kritik an dem Oberbürgermeister („der ist doch selbst Horster Bürger“) teilt Hoffmann aber nicht. Auch sieht er nicht, dass das Schloss von der Stadt insgesamt stiefmütterlich behandelt wird. Und auch dies sagt der Vereinsvorsitzende: „Der Stadtteil Horst hat ganz andere Probleme, wenn ich zum Beispiel nach Horst-Süd schaue.“
Auch Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) nimmt die Stadt und den OB aus der Schusslinie: „Der Oberbürgermeister hat sich selbst aus dem Fenster gelehnt und persönlich mit Gastronomen gesprochen.“ Dabei ist auch Gill klar: „Das Schloss war immer die gute Stube in Horst und für die Horster. Die Gastronomie wird schmerzlich vermisst. Wir brauchen sie für Stammtische, für Feste und die Horster wollen da sonntags essen gehen.“
Die Pächtersuche gestaltet sich allerdings schwer: „Die Bewerber hatten entweder kein Geld oder keine Erfahrung.“ Und von den namentlich italienischen Gastronomieketten hält Gill wenig: „Wir wollen dort keine Pizzaküche.“ Zugleich sind die finanziellen Hürden groß: Der letzte Pächter hat die Küche rausgeräumt, so dass mehrere 100 000 Euro investiert werden müssten. „Die Stadt hat kein Geld, da eine Küche einzubauen“, stellt Gill klar, der dennoch nicht versteht, dass sich kein Pächter finden lässt, für den das Schloss eigentlich attraktiv sein müsste: Schließlich fänden dort im Jahr allein 1400 Hochzeiten statt und der letzte Pächter hätte allein mit der Glashalle „sein Geschäft gemacht“.