Gelsenkirchen.

RTL sucht den Superstar, Heidi Klum das Top-Model, Magath den Mittelfeldregisseur ... und: Gelsenkirchens Linke sucht das Sprecherduo (GLSDS).

Anders als bei den TV-Formaten und auf Schalke stehen die Kandidaten für die Ende September anstehende Neuwahl nicht Schlange. Auf den Punkt gebracht: Bewerber für die Doppelspitze sind nicht in Sicht. Dabei hatte der Kreisverband für diese Woche eigens eine Art Casting angesetzt, um im Vorfeld in Ruhe die Kandidatenlage und das Anforderungsprofil zu erörtern. Für die Linke war das so etwas wie eine Premiere, denn zuletzt wurden Vorstandsämter eher spontan und auf Zuruf vergeben. Oder, wie es ein Linke-Mitglied mal formuliert hat: Wer bei Wahlversammlungen den Finger gehoben hat, um auf eine an der Decke sitzende Fliege zu zeigen, war bereits so gut wie gewählt.

Fest steht: Die aktuelle Sprecherin Bianca Thiele wird nicht mehr für dieses Amt kandidieren. Die 23-Jährige hat kürzlich einen Job als Sekretärin bei der Linke-Landtagsfraktion angetreten und will sich deshalb höchstens noch um einen Beisitzer-Posten bewerben. Ihr Sprecherkollege Wolfgang Radner ist (mal wieder) abgetaucht und nicht erreichbar. Im Gegensatz zum am Boden liegenden Kreisverband ist das „Machtzentrum Pannschoppenstraße“ – die Strohmeiers wohnen dort – dagegen weiterhin sehr aktiv. Zum Ausklang der Ferien laden Marion Strohmeier (Fraktions-Chefin) und ihr Mann Karl-Heinz Strohmeier (Bezirksverordneter in West) Mandatsträgerkollegen und andere Parteimitglieder für Sonntag zum Sommerfest ein. Vielleicht findet sich bei Bier und Bratwurst ja sogar eine neue Parteispitze.

Spitze ist seit Montag auch Joachim Poß (SPD) – wenn auch unfreiwillig durch die Nierentransplantation von Fraktions-Chef Frank-Walter Steinmeier. Damit hat der 20-Uhr-Tagesschau- und „Hart aber fair“-erprobte Fraktions-Vize noch einmal einen Schritt auf der Popularitätsleiter gemacht. Zahlreiche überregionale Medien widmeten ihm ein größeres Porträt. Der Beitrag der Süddeutschen bestach dabei nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch das für Poß untypische Foto, mit dem sich der Pfeifenraucher des Jahres 2006 vielleicht sogar für die Auszeichnungen „Krawattenträger des Jahres“ und „(Sonnen-)Brillenträger des Jahres“ ins Gespräch gebracht hat.