Die Wiese hat was von einem englischen Landschaftspark. Überragende Bäume im besten Alter und geschwungene Wege prägen den Bulmker Park. Es ist Hundezeit. Frauchen und Herrchen drehen ihre Runden. Hier schnüffelt ein Retriever Artgenossen nach, dort zieht ein Mischling die Leine lang. Ein Setter jagt im Teich Enten. Das Federvieh fliegt schnatternd davon und legt ein paar Meter weiter wieder eine Bauchlandung hin.
„Der wird sich doch wohl keine Ente schnappen“, ist eine Frau besorgt. Sie steht an der Teichkanzel und füttert Fische – offensichtlich mit leicht schlechtem Gewissen. „Das ist kein Brot, das ich verfütter’. Sondern Fischfutter, das habe ich extra gekauft“, erklärt sie ungefragt. Ihre beiden kleinen Hunde inspizieren den Boden. Ein paar Bröckchen sind runtergefallen. Die Reste klaubt die Spaziergängerin penibel auf. Ab damit ins grünbraune Wasser. Hunderte große Goldfische schnappen nach den Futterschnipseln. „Die sind erst seit ein paar Tagen hier“, sagt die Frau. „Wo die wohl herkommen? Die hat sicher jemand ausgesetzt.“ Rätselhafte Fischvermehrung.
Ein Stück weiter liegt der große Kinderspielplatz in der Sonne. Seilgerüst, Röhrenrutsche, die bunte Kletterburg – alles sieht noch neuwertig und gepflegt aus. Nur die Kinder machen sich rar. „Aber der Spielplatz wird gut angenommen“, sagt Margret Schneegans. Die Bulmker SPD-Politikerin gehört zu den Spielplatzpaten im Park. Der habe an Erholungswert gewonnen, seit die soziale Kontrolle erhöht wurde, findet sie. „Auch das Stadtteilbüro im Tossehof hat die Situation hier ja mit im Blick“, sagt Schneegans. Nur das Füttern von Enten und Fischen, das sei weiter ein Ärgernis. „Das ist den Leuten nicht abzugewöhnen.“
Weiter geht’s durch eine lichte Säuleneichen-Allee. Die farbigen Lauben-Spitzen der Kleingartenanlage Bulmker Erlenkamp tüpfeln das dichte Blattwerk. Kies knirscht unter den Schuhsohlen. Eine kleine Holzbrücke überspannt den Sellmannsbach. Er fristet hier auf einem kurzen Stück zwischen Kanalrohren sein Dasein als Köttelbecke, als gerade gezogene, offene Betonrille. Die Zukunft verspricht Freiheit. Das Gewässer soll renaturiert werden.
Jenseits geht es weiter in den Burgers Park. Zedern und Lärchen, Eichen und Ahorn beschatten ausufernde Rasenflächen und Kaninchenköttel, Vogelbeere und Taxus liefern das Hintergrundgrün. Sechs- bis zehnmal im Jahr wird das Gras getrimmt. Doch kein lärmender Mäher stört die Ruhe. Ein Dreier-Trupp von Gelsendienste klaubt Abfall auf. Ein Mann hat es sich auf einer Bank bequem gemacht, eine 1,5 Liter-Flasche Billigwein zu seinen Füßen. Das wird noch eine längere Sitzung. Auch hier drehen Hundehalter ihre Runden. Auf dem Minigolfplatz an der Florastraße lochen Vater und Sohn ein. Drei Männer haben es sich unter einem Sonnenschirm bequem gemacht und plauschen. Dieter Schmidt hält im kleinen Kassen-Kiosk die Stellung. „Opa Otto“ hat jemand auf die Tagesbester-Tafel neben der Luke gekritzelt und eine 43 dazu gesetzt. Ein verlorener Ball koste 2, ein demolierter Schläger 15 Euro, werden Kunden daneben schriftlich aufgeklärt.
Die Bahn ist sommers wie winters geöffnet, in den Ferien ab 10 Uhr, sonst ab 11 Uhr und „abends je nach Witterung“, sagt Schmidt Nächstes Jahr wird Jubiläum gefeiert. „Dann wird die Anlage 50 Jahre alt.“
Auf der anderen Straßenseite sind die grünen Ausläufer von 12,7 Hektar Park. Und hier regiert eher der Jugendwahn. Der Mehrgenerationen-Spielplatz mit Stepper und Wackelbrücke, Haltebarren und Netzboden ist erst ein paar Jahre alt. Die „Anleitung für ein seniorengerechtes Training“ verrät, wie man im Alter nicht nur ungeschadet, sondern mit Gesundheits-Optionen über die Runden kommt. „Den Rücken gerade halten“ gehört auf jeden Fall dazu. Im Bolzkäfig donnert ein Junge solo den Ball in die soliden Stäbe des Metalltors. Mitspieler? Noch Fehlanzeige. Auch die Skateranlage ist verwaist. Ein paar Tage zuvor übt hier eine Handvoll Jungs Sprünge an den Rampen, Ollies, Kickflips und Slides. Die Rohrrahmen sind abgefahren, der Beton wirkt wie poliert, die Clique probt mit Ausdauer.
Die CDU Bulmke ist mit Bollerwagen, Klapptisch und Thermoskanne aufgelaufen. Birgit Luchts Beagle-Dame Emmy hat es sich auf einer Decke bequem gemacht, während die Menschen auf Schweinchen- Jagd gehen. Auf der 60 m² großen Boule-Bahn klackern die Kugeln. „Oh, das ist aber weit und dann noch so schräg“, frotzelt Brigitte Otto. Birgit Lucht hat vorgelegt. Die Holz-Kugel liegt nicht gerade günstig. Thomas Burg und Andreas Kurasiak punkten.
„Man bewegt sich, konzentriert sich, ist an der frischen Luft. Das ist gut für Gehirn und Körper“, findet Otto. Einmal im Monat bittet die CDU auf die Bahn. 2009 wurde sie angelegt. In Eigenregie und mit 2300 Euro von Gelsenwasser. „Das ist eine nette Runde. man trifft Gleichgesinnte“, findet die Spielplatzpatin Lucht. Zunächst war der Bolzplatz das Revier der Boule-Fraktion. Doch das gab Interessenkonflikte. Und so kam der Burgers- Park zur Boule-Bahn.