Seit 42 Jahren wohnen Elisabeth (70) und Ernst (87) Tschörtner schon in ihrem roten Backsteinhaus an der Luitpoldstraße. Das schmucke Haus wiederum „wohnt“ bereits seit anno 1890 in der Altstadt. Und das ist dem Gebäude stellenweise auch anzusehen. „Wir sind wiederholt von der Stadt angeschrieben worden“, sagt die Dame des Hauses. „Dann haben wir angerufen und uns informiert.“
Der Mann am anderen Ende der Leitung war der Modernisierungsberater Markus Gebhardt vom Stadtumbaubüro. Seit Oktober letzten Jahres bietet die Stadt im Bereich der Innenstadt kostenlose Beratungen für Wohneigentümer an. Dieser Service ist der Energieberatung ähnlich. Im Kern geht es um Wärmedämmung und ähnliche Sachen. Das kommt dem Eigentümer zugute.
Aber die Stadt denkt auch ein bisschen an sich. „Wir haben als Stadt die Hoffnung, dass sich die Umfeldgestaltung bessert“, sagt Markus Gebhardt. Und so ließe sich eine „nachhaltige Stadterneuerung durchführen“. 55 Beratungen vor Ort habe er schon durchgeführt, viele auch per E-Mail oder Telefon. Der gelernte Tischler spricht von einer Erfolgsquote von 30 Prozent: „Das sind nicht immer gleich Kernsanierungen. Oft sind es Kleinigkeiten.“
Bei den Tschörtners könnte so einiges gemacht werden. Aber besonders drückt der Schuh vorne. Der Modernisierungsberater würde gerne die neuralgischen Punkte abgehen - Keller, Dachboden, Fenster und so weiter. Aber die Bewohner des alten Hauses möchten zunächst nur Front und Rückseite unter die Lupe genommen wissen.
„Sozusagen Nulldämmung“, lautet das vernichtende Urteil vom Modernisierungsberater für die Gebäude-Vorderseite. Und er hat ein paar Lösungsvorschläge für die Tschörtners: Neue Kellerfenster müssen her, die Lüftungsgitter müssen weg und die Löcher genau so wie die Luftlöcher des ausgedienten Luftschutzkellers geschlossen werden. Dann müssen noch die Fugen nachgearbeitet werden, außerdem das alte Holz am Dachstuhl - das ist wind- und feuchtigkeitsdurchlässig.
Zusätzlich müsste die Fassade gereinigt werden. Das würde schonend mit Glasperlen erledigt. Und dann wären da noch die Sims-Elemente, die aufbereitet werden müssten. Und irgendwann sollten die Hausbesitzer auch die Risse - Bergschäden - im Untergeschoss beseitigen lassen.
„Die Seiten sind gut erhalten. Da muss man an die Struktur gar nicht groß heran“, sagt Markus Gebhardt und schätzt die Umbau-Kosten auf 30 000 bis 40 000 Euro. „Die Summe kann bis zu 50 Prozent gefördert werden“, sagt sein Kollege Sebastian Kröger, der unter anderem für die Beratung von Fördermöglichkeiten im Haus- und Hofflächenprogramm zuständig ist.
Einige Hausbesitzer möchten an ihren Fassaden nichts ändern. Da könne man dann immer noch mit einer Innendämmung nachhelfen, meint Gebhardt. Auch eine Kellerdeckendämmung oder eine Deckendämmung im obersten Geschoss mache viel aus. Die Arbeiten seien teilweise sogar in Eigenarbeit machbar. Für die Tschörtners kommt das nicht mehr in Frage.