Gelsenkirchen. .

Bernd Schindowski, Ballettdirektor im Musiktheater im Revier (MiR), hat zum Ende der Spielzeit vorzeitig gekündigt. Stadt Gelsenkirchen wie auch Kulturpolitiker reagieren bestürzt auf den Schritt.

„Wehret den Anfängen!“ So lassen sich die (kultur-)politischen Reaktionen auf die vorzeitige Kündigung von Ballettdirektor Bernd Schindowski zum Ende dieser Spielzeit und die damit verbundenen Spekulationen über die Zukunft des Balletts am Musiktheater zusammenfassen.

In einer ersten Stellungnahme zu Schindowskis Schritt, den dieser erst am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Intendant Michael Schulz erläutern will, hatte MiR-Geschäftsführer Dieter Kükenhöner betont, dass die Stadt eine Spartenschließung stets ausgeschlossen habe. Allerdings hatte Kükenhöner vor dem Hintergrund der Reduzierung des MiR-Etats bis 2013 eine „ultima ratio“ nicht völlig ausgeschlossen: „Wenn die Stadt bei der Million bleibt, geht das nur über das Ballett.“

Ballett steht nicht zur Disposition

Die plötzlich wieder drohende Spar-Diskussion gar nicht erst aufkommen lassen will Günther Pruin. Der Vorsitzende des MiR-Aufsichtsrates und Finanzexperte der SPD-Ratsfraktion sagt deutlich, „dass das Ballett nicht zur Disposition steht. Diese Rechnung ist politisch nicht gewollt.“ Es gebe einen interfraktionellen Konsens, dass es auch künftig am MiR einen Ballettdirektor und eine feste Compagnie geben werde. Überlegungen zu einer Neuausrichtung des Balletts würden nur auf dieser Basis angestellt.

Auch interessant

Für MiR-Vorstandsmitglied Bernd Matzkowski (Grüne) bedeutet Schindowskis vorzeitiges Ausscheiden Verlust und Chance zugleich. „Die Verdienste, die er sich um die Stadt erworben hat, sind unstreitig. Doch entscheidender sind nun die Perspektiven, die sich eröffnen.“ Ein Opernhaus komme ohne Ballett nicht aus. Aber ein Ballettdirektor müsse ja nicht unbedingt selbst choreographieren. „Auch Peter Theiler hat als Intendant keine eigene Inszenierung erarbeitet.“ Der neue Direktor könne durchaus mehr auf der Management-Seite stehen: Programme entwickeln, junge Gast-Choreographen holen...

Auch eine Chance

„Wir erhalten die Möglichkeit, eingeschliffene Muster von Choreographien aufzubrechen, dem Publikum ganz neue Bilder anzubieten. Ich fände es spannend, neue Wege zu gehen, das Experiment zu wagen.“ Matzkowski bestätigt den interfraktionellen Konsens in Gelsenkirchen, der, betrachte man die Situation in anderen Revierstädten, alles andere als selbstverständlich sei. In diesen Zeiten müsse man einfach „mit Zähnen und Klauen den Gesamtetat Kultur verteidigen – jedes kleine Zugeständnis könnte einen Dammbruch auslösen“.

Die Stadt erklärte in einer Stellungnahme am Montag „ausdrücklich ihr Bedauern über das vorzeitige Ausscheiden von Bernd Schindowski. Das Ballett in Gelsenkirchen ist unter seiner Leitung bis heute ein Markenzeichen für das Musiktheater im Revier“, heißt es, und: „Die Gelsenkirchener Stadtspitze hat die Sparte Ballett im Revier in der Vergangenheit nie in Frage gestellt. Das mit dem Musiktheater abgestimmte Einsparvolumen für das Jahr 2013 steht nicht im Zusammenhang mit dem Fortbestand des Balletts. Von daher hat es auch nie Druck in Richtung Einstellung der Ballettsparte durch die Stadtspitze auf die Leitung des Musiktheaters gegeben.“

Kulturdezernent Manfred Beck wollte sich über die offizielle Stellungnahme der Stadt hinaus nicht äußern, räumte allerdings ein: „Vielleicht ist es gar nicht unglücklich, dass die Diskussion schon jetzt geführt wird und nicht erst 2013.“