„Wir zwei, das klingt wie Pech und Schwefel“ - wenn Udo Jürgens bei diesen Zeilen ins Publikum schaut, dürfen sich die Fans angesprochen fühlen, die ins Amphitheater gekommen sind, um den Auftakt der Solotournee des Entertainers zu erleben.

Es wird ein Abend, der klarmacht: Udo Jürgens ist auch mit knapp 76 Jahren immer noch ein begnadeter Pianist und Sänger, auch wenn die Stimme zu Beginn noch etwas brüchig klingt und nicht jeder Text fehlerfrei sitzt. Dennoch muss man vor der Leistung des Künstlers den Hut ziehen, der zweieinhalb Stunden lang die wohl schwierigste Disziplin des Showgeschäfts bestreitet.

Ganz allein am Flügel, nur gelegentlich unterstützt von den Weggefährten Francis Coletta (Gitarre) und Billy Kudjo (Bongos/Gesang), nimmt Jürgens das Publikum mit auf einen Streifzug durch große Hits, lang nicht gespielte Songperlen und Raritäten. Dass das diesem Sänger oft angeheftete Schlageretikett völlig fehl am Platz ist, das geht dem aufmerksamen Zuhörer spätestens bei diesem Solokonzert auf, bei dem die Lieder in völlig reduzierter, ursprünglicher Form erklingen. Jürgens’ klassische Ausbildung und seine Anfangsjahre in Jazzbands scheinen hier durch.

Gleichzeitig kann sich Udo Jürgens ohne große Orchesterbegleitung auch mehr Freiheiten in der Interpretation nehmen und zum Geschichtenerzähler werden, manchmal fröhlich, oft nachdenklich oder anklagend kritisch. Das kirchenkritische „Gehet hin und vermehret euch“ etwa brachte ihm einst eine Anzeige der Deutschen Bischofskonferenz ein - seine Aktualität hat es nicht verloren.

„Ich bin ja ein Verrückter, ich schreibe immer noch Lieder“, meint Udo Jürgens. „Manche sagen ja: warum hört er nicht endlich auf?“ Aber solange die Realität ihm immer neuen Stoff liefert („nackte Deppen im Container, weggezappt, schad’ um die Zeit“), gibt es dazu wohl kaum einen Anlass.