Gelsenkirchen. .

Die Indizien sprechen gegen den 43-jährigen Polizisten. Doch Beweise dafür, dass der Ehemann etwas mit dem Verschwinden von Annette L. zu tun hat, gibt es nicht. Die Polizei rechnet dennoch mit einer Anklage.

Die Arbeit der 20-köpfigen Essener Mordkommission im Fall der seit zweieinhalb Monaten vermissten Polizisten-Ehefrau Annette L. füllt mittlerweile ganze Regale. Die Indizienkette gegen den einzigen Verdächtigen, den 43-jährigen Ehemann, ist lang.

Doch es sind eben nur Indizien. Für die Kripo ist derweil klar: Die 44-jährige Mutter von vier Kindern, wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. Nur die Leiche, die neue Ermittlungen ermöglichen wurde, bleibt verschwunden. Dennoch ist sich Polizeisprecher Peter Elke sicher: Gegen den Ehemann wird Anklage erhoben, wenn nicht wegen Mordes oder Totschlages, dann wegen anderer „gravierender Straftaten“. Von einem „Kartenhaus aus Lügen und Geschichten, das zusammengebrochen ist, spricht er. Man spürt: Die Polizei will den Fall klären. Unbedingt.

Viele Hinweise aus der Bevölkerung

Noch am Montag hatte die Kripo Hoffnung, das Opfer zu finden. Taucher suchten an zwei Stellen am Rhein-Herne-Kanal, am Hafen Grimberg und im Hafenbecken Bismarck, nachdem Leichenhunde angeschlagen hatten. Ein Angler hatte dort den gesuchten schwarzen Mercedes-Van der Vermissten, der wie berichtet später ausgebrannt in der Haard gefunden worden war, gesehen und die Polizei informiert.

Ohnehin: An Hinweisen aus der Bevölkerung mangelt es nicht. Laut Elke sind in den vergangenen Wochen über 200 konkrete Hinweise bei der Kripo eingegangen, von denen immer noch etliche abgearbeitet werden müssen. So war es aufmerksamen Zeugen zu verdanken, dass die Matratzen aus der Wohnung des Ehepaares als Häuflein Asche gefunden wurde. Noch immer arbeiten Kriminaltechniker an den Überresten. Doch auch dieser Fund ist nur ein Indiz. Es beweist vielleicht nur, dass die Matratzen illegal entsorgt wurden und nicht mal, dass der Täter sie angesteckt hat.

Staatsanwaltschaft gibt sich zurückhaltend

So hält sich Staatsanwalt Marcus Schütz zurück. „Wir sind mit den Ermittlungen noch nicht am Ende“, hofft er weiter auf noch so kleine Hinweise, vor allem zum Verbleib des Vans von Ende Mai bis Mitte Juni und zur Frage, wer in dem Wagen gesessen hat. Dirk L. ist und bleibt der einzige und damit Hauptverdächtige. Doch seit Wochen schweigt er, lässt sich über einen Anwalt vertreten, der aber laut Polizei ebenfalls schweigt. So lässt der Staatsanwalt auch offen, ob und wann und wozu Anklage erhoben wird. „Er wird nur das anklagen können, was er auch sicher ist beweisen zu können“, weiß der Polizeisprecher um Rechtsgrundsatz und Dilemma zugleich.