Gelsenkirchen. .

Der Regen ließ den Wasserpegel der Emscher kurz auf 4,71 Meter steigen. Doch dann zog’s den Fluss zurück in sein Kanal-Bett.

Der Pegelstand der Emscher ist ein ewiges Auf und Ab. Meist treibt das Wasser träge im Bett, dieser schnurgeraden Rinne zwischen steilen Deichwänden. Manchmal kommt aber Bewegung in die Sache, wird die Emscher von jetzt auf gleich zum reißenden Strom und zeigt deutlich, warum sie so gefährlich sein kann (und strikt abgeschirmt wird).

Der Regen der letzten Tage ließ den Pegel in Buer-Sutum Dienstag auf 4,71 Meter anschwellen. 113 m³ pro Sekunde rauschten durchs Bett. 13 000 Liter pro Sekunde kann die Technik am Pegel Springbach bewegen, 6000 sind es in Sutum, 10 900 in Horst oder 11 500 am Pegel Lanferbach. Einige der sechs lokalen Stationen kamen beim Wasserstand vom Dienstag an ihre Volllast-Grenze.

Hochwasser war der Emschergenossenschaft zeitig signalisiert worden. Die Betriebsüberwachung, die normalerweise von Bottrop aus die Emscher per Fernüberwachung im Blick hat, schickte Kollegen zur Kontrolle an den kanalisierten Fluss. „Die Mitarbeiter waren in Bereitschaft. Aber es war nicht so ein Ereignis, dass man sich hätte Sorgen machen müssen“, sagt Pressesprecher Ilias Abawi. Im Gegenteil: Die Werte blieben hinter den Prognosen zurück. Und der Wasserstand sank so schnell, wie er gestiegen war. Bei 1,35 Meter hatte sich die Emscher bereits Mittwoch gegen 14 Uhr wieder in Sutum eingepegelt. Lediglich braun-schwarze Schmutzränder im Grün signalisierten, wie hoch hinaus sie zuvor wollte.

Als Mischung aus Fluss und Kanal wird die Emscher sich in 30 Jahren verabschieden. Das Generationenprojekt läuft. 4,4 Mrd Euro sollen investiert werden, um den Fluss auf rund 80 Kilometern wiederzubeleben. Bevor es an die künftige Renaturierung gehen kann, ist die Großbaustelle vor allem ein Fall für Untergrund-Spezialisten. Zwischen Dortmund-Deusen und der Mündung in den Rhein bei Dinslaken entsteht ein 51 Kilometer langer, reiner Abwasserkanal. Bis er den Dreck aus dem Ballungsraum und von 1,8 Mio Menschen aufnehmen kann, wird noch viel Wasser die Emscher hinab fließen.