Die gröbsten Klippen hat die Masterflex AG 2009 umschifft. Der Kahn kommt, um im Bild zu bleiben, wieder auf Kurs. Doch das Team auf der Brücke spürt weiterhin starken Gegenwind. Bei der Hauptversammlung im Horster Schloss standen Dienstag die Zeichen erneut auf Sturm.
„Wir haben es fast geschafft und sind all’ unseren Hauptzielen nah“, betonte Andreas Bastin, der Vorstandsvorsitzende des Erler Hightech-Schlauch-Spezialisten. Er zog für 2009 „insgesamt und vor allem mit Blick auf die Zukunft eine positive Bilanz.“
„Hurra, wir leben noch“
Aktionärsvertreter sehen es dramatischer: „Hurra, wir leben noch“, heißt es da – mit Betonung auf „noch“. „Nach dem desaströsen Geschäftsjahr 2008 folgt nun unerwartet ein weiteres Unheiljahr mit Verlust. Die Prognose wurde eindeutig verfehlt“, kritisierte Heidi Demke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Ihr Fazit: „Seit fast zwei Jahren schrammt Masterflex an einer Insolvenz vorbei und hängt am Tropf der Banken.“ Und auch Marc Tümmler von der Deutschen Schutzvereinigung Wertpapierbesitz stellte fest: „Nicht die Wirtschaftskrise, sondern die Fehler der Vergangenheit“ hätten zur dramatischen Situation geführt.
Immerhin: Das erste Halbjahr 2010 lässt auch Kritiker hoffen. „Operativ sind wir auf einem guten Weg“, so Tümmler. Der Konzernumsatz stieg um 7,9 %, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um fast 71 % auf 4 Mio €.
Der Konzern strebt (abgesegnet mit 93,4 % Zustimmung) zum Oktober eine Kapitalerhöhung an. Fünf Mio € sollen neue Aktien bringen. Mit einer beantragten Landesbürgschaft sollen zu 80 % 10 Mio € Bankkredite gesichert werden. Das Geld soll Restforderung ausstiegsbereiter Banken befriedigen. Ziel ist die Reduzierung der Kreditlinie von 46 auf etwa 31 Mio € und ca.30 % Eigenkapitalquote.
Vorstand und Aufsichtsrat fühlen sich nach eingeläuteter Restrukturierung mit massivem Schuldenabbau wieder gestärkt auf der Brücke. Die Konzentration aufs Kerngeschäft (Schläuche), der Verkauf von Beteiligungen, die Schließung von Standorten, Personalabbau (von 675 auf 537) und der Ausbau vorhandener Märkte zeigten Wirkung. Die Nettoverschuldung wurde um 20 % gedrückt, weitgehend durch Verkaufserlöse wurden die Finanzverbindlichkeiten 2009 um 14,5 Mio € reduziert. Dennoch: Der Geschäftsbericht weist 25,1 Mio langfristige und 43,2 Mio € kurzfristige Schulden aus.
Zahlen, die Aktionärssprechern wenig Freude bereiten. „Was haben die Aktionäre davon, wenn sie neues Geld geben“, fragte Tümmler. Eine Dividende ist nicht in Sicht, die Aktie dümpelt unter 3,50 €. Kritik am Aufsichtsratsvorsitzenden und Masterflex-Gründer Wilhelm Bischoping äußerten die Aktionärsvertreter. Von ihnen gab es kein Votum für eine Wiederwahl . Moniert wurden zudem hohe Beraterkosten von 2,1 Mio € – und die Vorstands-Vergütung.