Egal, ob Tresore oder Leichen - wenn etwas aus dem Wasser geborgen werden muss, sind sie da: die Taucher der Feuerwehr. Bereits seit einem halben Jahrhundert retten sie Menschen aus dem Wasser, bergen Tote oder versenkte Waschmaschinen. Nun feiern sie ihr 50-jähriges Bestehen. Aber wie sieht die Arbeit der Feuerwehrtaucher eigentlich aus?

„Mit dem klassischen Sporttauchen hat unsere Arbeit nichts zu tun“, sagt Feuerwehrtaucher Andreas Fleige (41). „Das Tauchen bei der Feuerwehr birgt immer ein gewisses Risiko“, sagt sein Kollege Thorsten Bannuscher (36). Dies liegt vor allem daran, dass sich das Tauchen im Rhein-Herne-Kanal, dem Haupteinsatzbereich, erheblich von dem karibischen Rifftauchen unterscheidet.

„Wir sind Standtaucher“, sagt Fleige, „das heißt, wir schwimmen nicht, sondern laufen auf dem Boden. Die Sicht ist meistens sehr schlecht, sodass wir nur tasten können.“ An einer Leine werden die Taucher dann von Kollegen geführt, die an Land stehen – das erfordert eine Menge Vertrauen. Vertrauen, das Feuerwehrmänner mit sich bringen, die sich in ihrem Beruf ständig auf die Kollegen in Extremsituationen verlassen müssen.

Für Fleige sind die Einsätze unter Wasser immer wie ein Abtauchen in eine andere Welt. „Es ist nicht Jedermanns Sache - man muss der Typ dafür sein“, sagt er. Auch sein Kollege Bannuscher sieht das Tauchen als eine Herausforderung, eine „Abwechslung zum Feuerwehralltag“.

„Den ersten Tauchlehrgang gab es 1960. Seitdem werden regelmäßig Taucher der Gelsenkirchener Feuerwehr ausgebildet“, sagt Fleige. Er selbst ist gerne Taucher, hat seine Ausbildung schon 1999 gemacht – heute bildet er selber aus. Für ihn ist es wichtig, dass die Neuen vor allem das sichere Tauchen lernen. „Man muss auch in der Lage sein unter Wasser mit einem Kollegen im Notfall die Geräte zu tauschen“, erklärt Fleige. Deshalb ist auch immer ein zweiter Taucher an Land in Bereitschaft, falls dem Kollegen unter Wasser etwas zustoßen sollte.

Den Ernst ihres Jobs haben die Taucher von Anfang an vor Augen: „Wir wissen, warum wir da runter gehen, und was wir dort zu erwarten haben“, sagt Fleige. Dies gilt vor allem bei der Bergung von Leichen. „In unserem Beruf ist der Umgang mit dem Tod jedoch generell ein anderer. Wir erleben ihn ja fast täglich“, fügt Bannuscher hinzu.

„Wir sind aber nicht nur zur Lebensrettung oder Leichenbergung im Einsatz, wir sorgen auch für Sicherheit und Umweltschutz. Wenn zum Beispiel Öl ausläuft oder wenn Schiffsleckagen abgedichtet werden sollen“, erzählt Fleige. Eines seiner interessantesten Erlebnisse hat eine Menge mit Karma zu tun: „Ich habe mal vor einem Einsatz an der Brücke – dort versenken Leute oft Gegenstände – gedacht: ,Es wär’ jetzt super, eine alte Vespa zu finden.’ Und siehe da: kurz darauf fand ich eine“, erzählt er und bekommt glänzende Augen.

Es ist eindeutig, dass zu diesem Job viel Leidenschaft und Engagement gehören. Das hat sich im Laufe der 50-jährigen Geschichte nicht geändert. Auch die Physik des Tauchens ist noch die Gleiche. Ebenso der Einsatzbereich zwischen Teich, Tümpel, See und Kanal. Nicht jedoch die Ausrüstung. Vor allem der Schutzanzug und die Kommunikationsmöglichkeiten haben sich enorm verbessert. „Früher sind die mit Stoffschuhen tauchen gegangen“, sagt Fleige etwas belustigt. Heute ist dies ein Ding der Unmöglichkeit. Gut für alle Beteiligte.

FH-Studentinnen gestalten Chronik mit Unterhaltungswert

Wir wollten nicht nur eine einfache Chronik machen, wir wollten auch unterhalten“, sagt Lauke Baston (26). Gemeinsam mit drei Kommilitoninnen von der FH Gelsenkirchen hat sie die Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Tauchergruppe der Feuerwehr gestaltet.

Auf 100 Seiten bieten die Studentinnen dem Leser nicht nur Fakten zur Historie, sondern auch hintergründige Geschichten. So erfährt man wie die Taucher ausgerüstet sind und wann welcher Einsatz war, aber auch etwas über den Rhein-Herne Kanal als Haupteinsatzgebiet, die Physik des Tauchens oder das Zeitgeschehen. Gegliedert ist die Festschrift nach Jahrzehnten. „Zwar richtet sich die Festschrift in erster Linie an die Taucher, aber wir wollten auch, dass Laien Spaß daran finden“, sagt Vanessa Biermann (22).

Die vier Frauen studieren alle Journalismus/Public Relations an der FH. Die Gestaltung der Festschrift war ein Projekt, das sie im letzten Semester durchführten. Von der Planung übers Layout, bis hin zu den Texten und Fotos lag alles in ihren Händen.

Ganz praxisnah beschäftigten sich die Studentinnen Vanessa Biermann und Lauke Baston für ihre Seminararbeit mitt den Aufgaben der Tauchergruppe. Foto: Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Ganz praxisnah beschäftigten sich die Studentinnen Vanessa Biermann und Lauke Baston für ihre Seminararbeit mitt den Aufgaben der Tauchergruppe. Foto: Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Den Kontakt zur FH stellte die Feuerwehr her. „Wir wollten was schönes haben und wussten, dass die FH-Studenten das hinkriegen“, sagt Feuerwehr-Taucher Andreas Fleige.

Um eine Vorstellung von der Arbeit der Taucher zu haben, waren die Studentinnen auch bei einem Tauchgang dabei. „Wir sind froh, dass wir das mitgemacht haben“, erzählt Baston, „zwar hatten wir alle am Anfang keinen Bezug zum Tauchen, doch wir haben uns schnell eingefunden.“

Mit dem Ergebnis sind letztlich alle zufrieden - auch die Professoren. „Bei einer Vorstellung aller Projekte wurde unseres als das beste von zwölf gekürt und mit 300 Euro prämiert“, sagt Baston.

Am Tag der offenen Tür (Samstag, 28. August, ab 10 Uhr, Feuerwache Seestraße 3) kann man die Festschrift für zwölf Euro kaufen.