Die Limousinen- und Chauffeur-Dichte an der Uechtingstraße zeugte im Umfeld des Sozialwerks St. Georg von einer besonderen Veranstaltung. Anzugträger und Aktionäre strömten zum Schacht Bismarck – zur Hauptversammlung der Gelsenwasser AG. Mit betrüblichen Wasserstandsmeldungen und Trubel war im Saal nicht zu rechnen.

Denn: Gelsenwasser steht prima da, bilanziert ein gutes Ergebnis 2009 (+1,2 Mio Euro auf 99,6 Mio Euro vor Steuern), feiert einen erfolgreichen Einstieg in den Energiemarkt (insgesamt kletterten die Umsatzerlöse um 126 Mio auf 673,4 Mio Euro) und erwartet auch für 2010 zufriedenstellende Geschäfte. Und auch die Aktionäre profitieren. Die Ausschüttung an die Hauptaktionärin Wasser und Gas Westfalen GmbH erhöht sich um 0,5 Mio auf 81,2 Mio Euro. Die übrigen Aktionäre erhalten entsprechend des Gewinnabführungsvertrags von der Gesellschaft eine Garantiedividende von 17,74 Euro je Aktie. Bei 520,50 Euro stand die Aktie Anfang Juni. Etwas mehr Dividende, fand Heidi Demke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK), hätten es durchaus sein dürfen.

„Gelsenwasser hat 2009 kräftig Gas gegeben“, stellte Demke fest und bezog das vor allem auf die erfreuliche Entwicklung in der vergleichsweise jungen (Strom und Gas) Energiesparte. Während das Unternehmen – vor allem konjunkturbedingt – beim Wasser einen Absatzrückgang von 16,1 Mio Kubikmetern verzeichnete, schossen bundesweit die Zahlen der neuen Kunden im Energiebereich auf rund 80 000. Bereits 2012 sollen hier die Anlaufverluste ausgeglichen sein.

„Gelsenwasser hat sich gut geschlagen. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage ist das ein sauberes Ergebnis“, zollte Rechtsanwältin Christiane Hölz von der DSW, der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Respekt. Bei der Bilanz-Pressekonferenz im April hatte Vorstand Manfred Scholle bereits Eckdaten und Aktivitäten der Geschäftsfelder und Beteiligungen erläutert. Jetzt zog er (vertreten waren 98,88 % des eingetragenen Grundkapitals) vor den Aktionären Bilanz und beantwortete im Wechsel mit seinem Kollegen Bernhard Hörsgen und Aufsichtsratchef Guntram Pehlke vor allem Fragen. Zum Beispiel


– nach Eigenkapitalquote und Bankschulden: Erstere liegt bei 53 % und sei damit „beruhigend hoch“, wie ein Aktionär feststellte. Schulden bei Banken hat Gelsenwasser nicht.


– nach laufenden Investitionen: ca. 33 Mio Euro pro Jahr für Netz und Sachanlagen.
– nach dem Krankenstand: bei 1443 Mitarbeitern summierte sich die Zahl der Ausfalltage auf 16 147 gleich 5,6 %.

– nach Laufzeit und Vergütung der Vorstandsverträge: Scholles (Jahresverdienst 2009: 585 833 Euro, davon 261 839 Euro feste Bezüge) endet zum Oktober 2011, Hörsgens (564 398 Euro, davon 174 547 Euro fest) Vertrag läuft bis Ende 2011.


– nach den Energiequellen: Öko-Strom kommt aus österreichischen Wasserkraftwerken, Gas u. a. aus Russland, Holland und Deutschland.