Gelsenkirchen.

Herbert Knebel begeistert im MiR mit seinem Solo-Programm. Das Musiktheater war ausverkauft und dementsprechend freundlich wurde Uwe Lykos Kunstfigur des rüstigen Ruhrpott-Rentners empfangen. Sein „Affentheater“ hatte er diesmal zu Hause gelassen.

„Herzlich Willkommen, liebe Freunde von mein Humor!“ hieß es zu Beginn und Freunde hat Herbert Knebel in Gelsenkirchen wohl einige. Das Musiktheater war nämlich ausverkauft und dementsprechend freundlich wurde Uwe Lykos Kunstfigur des rüstigen Ruhrpott-Rentners empfangen. Sein „Affentheater“ hatte er diesmal zu Hause gelassen bis auf den Gitarristen Ozzy Ostermann alias Georg Goebel, der hin und wieder auf die Bühne schlurfen durfte, um das Publikum mit musikalischen Beiträgen zu unterhalten. „Ich glaub’, ich geh kaputt!“ ist der Titel seines dritten Solo-Programms und kaputt scheint in dieser sich immer schneller verändernden Welt so manches. Aber ein Knebel behält am Ende trotzdem den Überblick.

Da sind zum Beispiel diese in allen Varianten vorhandenen Handy-Klingeltöne. Knebel redet sich in Rage und flucht über die „gesammelte Scheiße des 21. Jahrhunderts“. Und dann die heutige Jugend, die den ganzen Tag entweder vor dem Computer oder Mobiltelefon hängt. Fürchterlich. Aber überfürsorgliche Eltern, die den „Schädelfraß“ von ihrem Nachwuchs fernhalten wollten, sind auch nicht besser. Dann doch lieber „Es Em Esse verschicken und doof sterben“.

Weil man auch im hohen Alter mit dem Fortschritt mitkommen muss, hat sich Knebel einen Computer angeschafft. Doch dann stellt er fest, dass das Internet bei der „Guggel“-Suche nach „Blasenprobleme“ etwas ganz anderes meint als er selbst. Und Süchte waren früher auch was anderes. Da musste man nur mit Alkohol und Zigaretten fertig werden. Heute gibt es alles von Bräunungssucht über die Sucht nach ausgefallener Körperverzierung (komisch, diese „Tättevationen“) bis hin zur Spielsucht, die er bei einem Freund fast erfolgreich kuriert hätte. Bis das Glück dazwischen kam.

Die Banalitäten des alltäglichen Irrsinns lustig und originell zu verkaufen ist das Erfolgsrezept Lykos. Das ein oder andere Witzchen ist zwar arg flach, wenn es zum Beispiel um die Gewichtsprobleme der holden Gattin Guste geht, aber das Publikum verzeiht gnädig, denn Knebel ist als Gesamterscheinung zum Brüllen komisch und das funktioniert auch nach über 20 Jahren in dieser Rolle noch hervorragend. Die musikalischen Einlagen, die vom Rap über Gitarrensoli des Herrn Ostermann bis hin zum fulminanten Medley am Schluss reichen, tragen ihren Teil zu einem gelungenen und kurzweiligen Abend bei. In einer Zugabe geht es um das alte neue Problem der Ehe (der verflixte siebte Tag!). Vielleicht folgt ja der ein oder andere Besucher Knebels Variante für eine angemessene Gravur des Eherings: „Wenn du kaputt gehst, geh’ ich mit!“