Gelsenkirchen. .

Georg Lunemann hatte am Dienstag seinen ersten Arbeitstag als Gelsenkirchens neuer Finanzdezernent. „Ohne Hilfe von Bund und Land werden die Städte ihre eklatante Unterfinanzierung nicht stemmen können“, sagt der Kämmerer.

Umzugskartons stehen im Raum: Aus einem wurschtelt Georg Lunemann ein Sparschwein heraus und einen Feuerwehrhelm - Geschenke seiner Kollegen, seiner Ex-Kollegen aus Münster. Beides wird der 42-Jährige brauchen können: Seit dem 1.Juni ist Georg Lunemann Gelsenkirchens Kämmerer .

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Auch wenn Gelsenkirchen derzeit bestens mit der Finanzaufsicht des Regierungspräsidenten auskommt: Das Nein aus Münster zum Etat 2010 kommt unweigerlich, weil das Defizit zu groß ist. Und es wird Auflagen für die Nothaushaltskommune geben. Die umzusetzen wird Lunemanns erste große Aufgabe werden. Für acht Jahre ist der promovierte Betriebswirt im März von breiter Mehrheit im Rat gewählt worden. Ob am 31.5.2018 Gelsenkirchen finanziell wieder auf gesunden Füßen steht? „Ich habe die Vision, dass das geht“, sagt Lunemann und erinnert daran, dass es Gelsenkirchen 2008/09 auch geschafft hat - trotz riesigen Schuldenbergs Jahre zuvor.

„Ohne Hilfe von Bund und Land werden das die Städte bei ihrer eklatanten Unterfinanzierung aber nicht stemmen können“, betont der neue Finanzdezernent. „Nur bei anderen anklopfen, wird aber auch zur eigenen Glaubwürdigkeit nicht genügen“, fordert er eigene Sparanstrengungen ein. So müsse die Stadt „kritisch prüfen“, inwieweit sich die Stadt - „nicht 1 : 1“ - in ihrem Personal dem Bevölkerungsrückgang anzupassen habe. Gleichzeitig betont der Kämmerer den „Reiz“ seines neuen Jobs: „In einer scheinbar ausweglosen Situation dazu beizutragen, dass die Stadt lebenswert bleibt.“ Als Mahner in die Stadt hinein und als Interessensvertreter und Sprachrohr nach außen will sich Lunemann verstehen. Und verhindern, dass sich „Lethargie“ angesichts des Schuldenberges breit macht.

Gerade mal einen freien Tag, den letzten Mai-Montag, hatte Lunemann zwischen dem Wechsel aus dem Finanzressort des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe auf den Kämmerer-Stuhl. Gleichwohl, die letzten Wochen seien für ihn zwischen „Baum und Borke“ gewesen. Mit in Münster war er etwa, als Gelsenkirchen den von SPD, CDU und FDP (Lunemann: „Die breite Mehrheit ist wichtig“) beschlossenen Etat vorlegte. Ansonsten fiel die Umstellung für den Finanzmann nicht schwer: „Es ist unser Vorteil, dass es um Zahlen geht. Der Dreisatz gilt überall.“ Neu für ihn und schon das Besondere: Er ist nicht einfach „eingestellt“, sondern gewählt. „Das ist schon eine andere Legitimation“. „Nnäher dran“ an den Bürgern ist er im neuen Amt zudem. Und mit denen, so seine Reviererfahrung, „kommt man sofort ins Gespräch“.