Die Politik hat auf den WAZ-Bericht über die Beschwerde eines Rollstuhlfahrers reagiert und das Thema auf die Tagesordnung des Beirats für Menschen mit Behinderung gesetzt.

Derweill ist auch Kritik von älteren Fahrgästen laut geworden, die über Probleme beim Einstieg klagen.

Wie berichtet, hatte die Fahrerin der 301 sich geweigert, den (Elektro-)Rollstuhlfahrer am Halt Buer-Rathaus mitzunehmen. Die Bogestra hat es ins Ermessen der Fahrer gestellt, ob sie an den nicht niederflurgerechten Haltestellen die Rampe der Variobahn ausklappen und Rollstuhlfahrer über diesen Weg in die Bahn helfen. Wegen der steilen Rampe und des Gewichts des Rollstuhls sei der Zustieg in diesem Einzelfall als zu gefährlich eingeschätzt worden, hieß es. Zur Lösung des Problems durch den Umbau der 17 nicht niederflurgerechten Haltestellen zwischen Erle und Horst sieht sich die Stadt aus finanziellen Gründen nicht in der Lage. Erst in acht bis zehn Jahren, so die Prognose, seien alle Haltestellen umgebaut.

In der Beiratssitzung am Dienstag (14 Uhr; Rathaus) würden Vertreter von Bogestra und Verkehrsreferat Stellung nehmen, so der städtische Behindertenbeauftragte Wilfried Reckert zur WAZ.

Und vielleicht kommen dann auch Probleme von älteren Menschen beim Einstieg in die Variobahn zur Sprache. So berichtet eine 83-jährige gehbehinderte Ticket-2000-Inhaberin (Name der Redaktion bekannt), dass sie anders als in der alten 301 Schwierigkeiten habe, in die Bahn zu gelangen. Es fehle am Einstieg ein Haltegriff, mit dem sie sich in die Bahn „ziehen” können. Sie lasse deshalb an „ihrer” Haltestelle in Beckhausen Variobahnen passieren lassen, um in eine (alte) Bahn einzusteigen.

Beim Tag der offenen Tür der Bogestra am Wochenende habe es - neben sehr viel Lob für die Variobahn - eine ähnliche Klage einer Kundin gegeben, so Bogestra-Sprecher Kollmann auf Anfrage. Man werde dies prüfen.

Irritationen in der CDU

SPD und Grüne haben schriftlich beantragt, das Thema „Variobahn” im Behindertenbeirat aufzugreifen. Den ersten (mündlichen) Vorstoß hat aber direkt nach dem WAZ-Bericht Beiratsmitglied Berend Steensma (CDU) bei der Stadt gemacht. Steensmas Vorwurf, dass es ein „Leck” in der Verwaltung (in Richtung SPD und Grüne) gebe, weist der städtische Behindertenbeauftragte Reckert zurück. Weil kurz nach Steensmas Vorschlag die Anträge von SPD und Grünen eingegangen seien, habe er darauf verzichtet, noch zusätzlich einen Punkt auf die Tagesordnung zu setzen, so Reckert.

Brückner: Ausbau forcieren

Der Vorfall des von der Bogestra nicht in der Variobahn beförderten Rollstuhlfahrers mache deutlich, wie wichtig der konsequente niederflurgerechte Ausbau von Haltestellen sei, so SPD-Stadtverordneter Udo Brückner. Obwohl im Konjunkturpaket Mittel für den ÖPNV nicht vorgesehen seien, sollte hier im Interesse der Menschen mit Behinderung für den Ausbau eine Ausnahme gemacht werden. „Die neue Variobahn bietet behinderten Menschen nur in Verbindung mit niederflurgerechten Haltestellen eine wirkliche Erleichterung und Mobilität”, so Brückner, der Vorsitzende des Behindertenbeirats ist.