Gelsenkirchen. .
Massiven Widerstand leistete ein 22-Jähriger, der nach einem Diebstahl von der Polizei gestellt wurde. Dabei verletzte er einen Polizisten. Die Polizei sagt: Täter sind gegenüber der Polizei insgesamt gewalttätiger und respektloser geworden.
In Kampfsportmanier hat ein 22 Jahre alter gesuchter Verbrecher und auf frischer Tat ertappter Zigarettendieb am Mittwoch einen Polizisten niedergestreckt. Der 42 Jahre alte Beamte war kurz bewusstlos und musste mit Gehirnerschütterung und schweren Prellungen ins Krankenhaus: Ein aktueller Fall genau an dem Tag, als NRW-Innenminister Wolf gestern die zunehmende Gewalt gegen Polizisten beklagte.
Gewalt gegen Polizisten: Immer wieder berichtet auch das Gelsenkirchener Präsidium davon. „Die Fälle nehmen insgesamt zu“, bestätigt Polizeisprecher Konrad Kordts. Allerdings jetzt im Quartalsvergleich 2009 und 2010 registriert er einen Rückgang von 34 auf 25 Fällen von „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“. Eine Momentaufnahme, betont Kordts, denn grundsätzlich gilt: Täter sind gegenüber der Polizei gewalttätiger, „frecher und respektloser“ geworden. Und immer wieder ist vor allem Alkohol im Spiel,wenn etwa die Fäuste fliegen und die Polizei dazwischen gehen muss. Gefährliche Einsätze für die Beamten sind zudem immer wieder zum Beispiel Fälle von häuslicher Gewalt: Wenn die Beamten zu Männern ausrücken müssen, die ihre Frauen oder Freundinnen schlagen. Oft sind die Männer betrunken, die Stimmung ohnehin gewalttätig und Männer rasten oft erst recht aus, wenn sie vor ihren Frauen festgenommen werden und ein Hausverbot bekommen.
Haft vor der Brust
Der aktuelle Fall von Mittwoch hat andere Gründe: Der 22-Jährige Täter hatte eine zweieinhalbjährige Haftstrafe vor der Brust und wollte deshalb fliehen, als er Mittwochvormittag an der Dessauer Straße in Ückendorf mit einem Komplizen dabei erwischt wurde, wie er bei einem Discounter stangenweise Zigaretten aus einem Einkaufswagen in einen Kofferraum schüttete. Zuvor hatten die Diebe einen Vorrats-Container aufgebrochen.
Als die Polizei anrückte, rannte der 22-Jährige zunächst einen Polizisten um, der leicht verletzt wurde. Während der 18-jährige Kumpan festgenommen wurde, flüchtete der 22-Jährige ins Schwesterwohnheim des Marienhospitals an der Virchowstraße. Dort im Foyer in die Enge getrieben setzte er zum Kampfsprung an und rammte dem 42-jährigen Beamten brutal die Knie in den Brustkorb. Der Polizist stürzte, schlug mit dem Kopf auf und war kurz bewusstlos. Andere Beamte konnten den selbst stolpernden Mann, bei dem auch Marihuana und ein am gleichen Tag gestohlenes Navi gefunden wurden, überwältigen. Der verletzte Polizist konnte am Donnerstag das Krankenhaus verlassen, ist aber zunächst dienstunfähig.