Mit einer Informationsveranstaltung versuchte die Polizei am Mittwoch, Oberstufenschülerinnen und -schülern mit Migrationshintergrund die Ausbildung zur Kommissarin oder zum Kommissar schmackhaft zu machen.
Hintergrund: 20 Prozent der Bevölkerung sind türkischstämmig. Aber von 700 Polizisten haben nur 3 ihre Wurzeln in der Türkei. „Das ist zu wenig“, sagte Polizeipräsident Rüdiger von Schoenfeldt. Wäre das Verhältnis ausgeglichen, würden 140 der Beamten ursprünglich nicht aus Deutschland stammen.
Die meisten der Oberstufenschüler in der Aula der Gesamtschule Buer-Mitte haben ihre Wurzeln in der Türkei. Aber auch aus Polen, Iran, Irak, Marokko, Kuwait, Vietnam, Russland, Bangladesch und Spanien kommen ihre Familien. „Ihr Vorteil ist: Sie bringen ihre Muttersprache mit“, wirbt von Schoenfeldt für die Arbeit bei der Polizei. Außerdem würden sie die Gewohnheiten ihrer „Landsleute“ kennen. Dadurch könne auch das Verständnis bei den deutschen Kollegen wachsen. „Sie können Konflikte entschärfen, die durch Missverständnisse entstehen“, fährt der Präsident fort.
Zwei gute Beispiele für gelungene Integration sitzen ebenfalls in der Aula, gleich neben dem türkischen Generalkonsul Gürsel Evren. Kommissar Yildiray Kara ist 36 Jahre alt, verheiratet, Vater von zwei Kindern und in Gelsenkirchen aufgewachsen. Er hat den türkischen und den deutschen Pass und „im Süden sehr viele Einsätze“. Und dabei trifft er natürlich auch auf Bürger türkischer Herkunft. Aber er spricht gar nicht so oft Türkisch, sagt er. „Es geht viel um Gefühle.“ Die würden in seiner Muttersprache deutlicher ausgedrückt als im Deutschen. Auch die Ehre sei manchmal ein Faktor. „Man kann nicht sofort anfangen, türkisch zu sprechen. Auch, wenn es Türken sind.“ Grundsätzlich würden Personen bei Einsätzen zunächst auf Deutsch angeredet.
Kommissar Abuzer Ezici (27) ist ebenfalls in Gelsenkirchen aufgewachsen und hat den deutschen Pass.Nach dem Abi am Leibnitz-Gymnasium 2003 hat er sich direkt für das Studium für den gehobenen Dienst beworben und sich intensiv auf den dreitägigen Einstellungstest vorbereitet. „Es gab mehrere türkischstämmige Bewerber“, erinnert er sich. Die seien aber alle gescheitert.
Der Deutsch-Test sei auch für Deutsche eine schwierige Hürde, sagt Rüdiger von Schoenfeldt. „Das wichtigste Einsatzmittel der Polizei ist das Wort“, begründet er das. Die deutsche Staatsangehörigkeit sei nicht zwingend notwendig.