Gelsenkirchen. .
Der Gelsenkirchener David Böse wollte eigentlich Schauspieler werden. Jetzt arbeitet er im Betriebsbüro des Wiener Burgtheaters – und freut sich im Nachhinein, dass alle Schauspielschulen seine Bewerbungen ablehnten.
Von Gelsenkirchen nach Wien, von der „Mini Playback Show“ (als Udo Jürgens-Double) ins künstlerische Betriebsbüro des Burgtheaters - keine schlechte Karriere, die David Böse hingelegt hat. Und das ganz ungeplant, wie der (noch) 24-Jährige erzählt: „Ich bin da eigentlich so reingerutscht.“
Aber der Reihe nach: Mit dem Klavier fing für David Böse alles an. Er nahm ein paar Jahre Unterricht, u.a. bei Salvador Caro, Ballett-Repetitor am Musiktheater, von dem er auch Grundlagen in Musiktheorie lernte. Es folgten Auftritte als Pianist sowie die Mitwirkung beim ersten Chanson-Workshop von Maegie Koreen als Klavierbegleiter und Moderator. „Diese Rolle als Conférencier war schon eher mein Ding, Pianist wollte ich eigentlich nie werden.“
Freiwilliges kulturelles Jahr nach dem Abi
Nach dem Abi entschied David Böse sich für ein freiwilliges kulturelles Jahr als Wehrdienstersatz - und landete im Schauspielhaus Bochum. Zunächst sammelte er Erfahrungen am Jungen Schauspielhaus, spielte als Statist, organisierte Kindertheaterfeste, schnupperte in verschiedene Bereiche hinein: „Auf diese Weise kriegt man mit, wie der Laden läuft.“
Das zwischenzeitliche Berufsziel war gefunden: Schauspieler. Doch an den Schauspielschulen wurde David letztlich nicht genommen. Gott sei Dank, wie er heute findet: „Die Kunstform Schauspiel mit all der tiefenpsychologischen Erarbeitung einer Rolle bewundere ich, das ist aber nichts für mich.“ Lachend fügt er hinzu: „Ich bin da mehr die klassische Rampensau.“
„Ich bin ins kalte
Wasser gesprungen“
In dieser ungewissen Situation kam das Angebot seiner früheren Bochumer Chefin Annette Raffalt, mit dem gesamten Hartmann-Team ans Schauspielhaus Zürich zu gehen. Dort war David Böse zunächst Praktikant, dann Regieassistent, schließlich Produktionsleiter: „Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, ich hatte das schließlich überhaupt nicht gelernt.“ Learning by doing war die Devise: „Ich habe mich durchgebissen und die Theatermaschinerie dabei ziemlich gut kennengelernt.“ Neben dem Organisatorischen blieb jedoch auch Zeit für regelmäßige Ausflüge auf die Bretter, etwa als Frau Gott in Sybille Bergs „Helges Leben“.
2009 folgte dann, wieder mit Matthias Hartmann, der Umzug nach Wien ans Burgtheater. „Ich wollte aber nicht wieder das Gleiche machen. So landete ich im künstlerischen Betriebsbüro.“ Seine Aufgabe dort: „Ordnung ins Chaos bringen.“ Er schreibt Probenpläne und koordiniert Gastschauspieler. „Es ist spannend, wenn man mit Größen wie Martin Wuttke oder Sunnyi Melles zu tun hat.“
Alle Hebel in Bewegung
Stressig wird’s, wenn die Flieger von Berlin nach Wien wegen Schneechaos ausfallen und David alle Hebel bei den Flughäfen in Bewegung setzen muss, damit der Gastschauspieler doch noch pünktlich eingeflogen, am Airport abgeholt, im Auto geschminkt und genau acht Minuten vor Vorstellungsbeginn vor dem Burgtheater abgesetzt wird...
Der Kontakt nach Gelsenkirchen ist nach wie vor da: Zu den Eltern, zu Freunden, auch zu seiner alten Schultheatergruppe, den „Alternative Drama Highlights“ und deren Leiter Michael Scharnowski. „Ich bin sehr patriotisch und laufe samstags immer im Schalke-Trikot durch das Burgtheater. Aber zurück möchte ich nicht, den Charme von Wien möchte ich im Moment nicht mehr missen.“
Zukunftspläne macht David aus Erfahrung nicht: „Ich weiß nicht, wohin es mich in den nächsten Jahren verschlägt. Im Moment sitze ich mitten im Herzen des Theaters, sauge viel auf und versuche, daraus zu lernen.“