Gelsenkirchen. .

Wenn es so etwas wie eine mustergültige Schumann-In-terpretation gibt, dann kommt Adam Laloum ihr sehr nahe. Der 23-jährige Franzose, Ge-winner mehrerer renommierter Wettbewerbe, debütierte beim Klavierfestival im THS-Gebäude im Nordsternpark.

Robert Schumann (1810 – 1856) verarbeitete in dem Klavierzyklus Davidsbündlertänze op. 6 in gewisser Hinsicht seine Weltanschauung: Der „Davidsbund“ war ein von ihm erfundener Geheimorden mit dem Ziel, Kunst und Gesellschaft zu einen. Zu den „Mitgliedern“ zählten auch Florestan und Eusebius, zwei Pseudonyme Schumanns, die gegensätzliche Seiten seiner Persönlichkeit vertraten. War Florestan der stürmische Neu- erer, so erschien Eusebius eher nach innen gekehrt, poetisch. Die Ansätze kommen in den Davidsbündlertänzen zum Ausdruck: Energische, harmonisch kühne Passagen wechseln mit lyrischen, melodisch berückenden Abschnitten.

Eine Meisterleistung

Adam Laloum weiß diese Dualität perfekt umzusetzen: Er verfügt über eine einwandfreie Technik, die es ihm erlaubt, sein Hauptaugenmerk nicht auf die bloße Bewältigung des Notentextes zu richten, sondern auf dessen kluge, feinfühlige Ausdeutung. So lebendig, ja fröhlich, und eindringlich zugleich hat man Schumann selten gehört.

Dass Laloum sich auch in anderen Epochen wohlfühlt, beweist er nach der Pause: Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) verspielte Sonate Nr. 12 F-Dur interpretiert er mit perlender Leichtigkeit, sprühender Lebensfreude und delikatem Ton. Eine Meisterleistung schließlich seine Darbietung von Maurice Ravels (1875 – 1937) „Le Tombeau de Couperin“. – Ein junger Pianist, von dem Großes zu erwarten ist.