Der Eingangsbereich hinter der großen Glastür trägt schon samtrote Farbe – und noch viel Baustaub. In einigen Tagen wird hier der Bodenbelag liegen. Betonfliesen wie auf dem Bürgersteig vor dem Haus Nummer 60. Der Übergang von draußen nach drinnen soll fließend sein, ein offenes Haus entstehen. Mit Sitzbänken im kleinen Foyerbereich, auf denen einmal die Bewohner Platz nehmen können. Parkett deckt schon die Treppe und die Fußböden im Hochparterre. Der Aufzug ist längst eingebaut, Edelstahlgeländer führen hinauf in den künftigen Gemeinschaftsraum. Der Fensterblick geht in den Garten und einen 50er Jahre Wohnblock, der eine Renaissance erlebt. Fassaden werden aufgefrischt, Balkone angebaut, neue Heizungen installiert.

Knapp 40 Wohnungen aus dem Bestand der Gelsenkirchener Wilhelm Stallmann KG gehören zum Karree an Küppersbuschstraße und Schillerplatz. Das Haus Nummer 60 wird künftig etwas aus dem üblichen Mietshaus-Rahmen fallen. Ab Sommer wird hier eine Senioren-WG einziehen. Elf Plätze auf drei Etagen sind geplant. Die Betreuung wird das Essener Pflegenetzwerk übernehmen. Examinierte Kräfte arbeiten in der Pflege, eine Hauswirtschafterin gehört zum Team, Betreuung ist 24 Stunden vor Ort.

Fünf Seniorengemeinschaften und eine Wohnanlage betreut das Pflege-Netzwerk bislang. Nummer sechs kommt in der Feldmark hinzu. „Unsere erste WG in Gelsenkirchen“ so Pflegedienstleiterin Michaela Kaßler. Die Zielgruppe? „Jeder, der wegen körperlicher oder geistiger Einschränkungen hilfs- und pflegebedürftig ist und in kleinen, überschaubaren Gruppen leben möchte.“ Eben jeder, der daheim nicht mehr allein wohnen will oder kann und sich gerne auf andere Menschen einlässt. Das ist eine Hauptvoraussetzung. „Man guckt nicht nur: ist das Zimmer schön, sondern passt es auch mit den anderen?“, sagt Kaßler.

„Mehr als elf Bewohner ist schwierig für eine WG, das ist dann eher ein Kleinstheim“, glaubt Susanne Blech, die beim Netzwerk zuständig ist fürs Organisatorische. „Das erschwert Gemeinschaftsaktivitäten, dann teilt sich oft die Gruppe und daran zerbrechen soziale Strukturen.“ Als „zusätzliches Angebot zu Pflegeheimen“ versteht Kaßler die WG. „Man kann selbstbestimmt wohnen, aber trotzdem die Sicherheit haben, dass man Hilfe bekommt, wenn man nicht mehr kann.“

„Der Pflegedienst hat uns mit dem Projekt überzeugen können“, sagt Ute Trapp. Die einstigen Wohnungen wurden umgebaut, Etagen verändert, Wände heraus gerissen, die Liftanlage eingebaut. Vor rund einem Jahr entstand die vage Idee, aus Wohnungen nicht nur wieder Wohnungen zu machen, sondern auch – aus Vermietersicht – den Standort durch ein besonderes Angebot zu stärken. Für Ute Trapp von der Stallmann KG und Geschäftsführerin der Vewo Wohnungsverwaltung ist die Baumaßnahme denn auch mehr als eine Investition in die Immobilie, sie ist ebenso in Beitrag zur Quartiersentwicklung. „Man muss frei denken, was man aus so einem Objekt machen kann“, glaubt sie und ist vom – bisherigen Ergebnis – überzeugt. Vor allem das Entrée der künftigen Senioren-WG hat es der Bauherrin angetan. „Ich zeige das sehr gerne. Ich denke, dass das hohen Aufenthaltswert hat.“