Erle. .

Ein bisschen geht es zu wie bei einer Partnervermittlung, im Tierheim an der Willy-Brandt-Allee. Nach und nach werden hier alle Hunde einem psychologischen Test unterzogen. Damit der Vierbeiner künftig leichter seinen Partner fürs Leben findet.

„Wir erhoffen uns dadurch eine sichere Vermittlung“, so Heike Bihsa, Pressesprecherin des Tierheims. „Wir sind im Umkreis das einzige Tierheim, das die Hunde in dieser Form testet.“

Das Prinzip ist einfach und für den Interessenten leicht zu verstehen. Am Zwinger eines jeden Hundes klebt bald ein farbiger Punkt. Grün bedeutet, das Tier ist verträglich mit Mensch und Hund. Gelb weist darauf hin, dass es mit gegengeschlechtlichen Hunden Probleme geben könnte. Orange sagt klar aus, dieses Tier hat lieber keine Artgenossen um sich. Und schließlich ein roter Punkt warnt davor, dass es Probleme mit Menschen und Hunden gibt. „Solche Hunde geben wir aber nicht auf“, betont Bihsa. Vielmehr greift auch hier das neue System, es wird mit dem Tier trainiert, bis dessen Zwinger vielleicht doch ein andersfarbiger Punkt ziert.

Immer montags sind Gabriela Kliche, Hundetrainerin, und Christian Hackl, Tierpsychologe und Hundetrainer, auf dem Hundeplatz und testen die Vierbeiner. Heute ist Diva an der Reihe. Und schon der erste Test ist für sie eine Herausforderung. In einer uneinsehbaren Ecke baut Hackl einen Stoffhund auf. „Ich will wissen, wie Diva Darauf reagiert. Sie könnte aggressiv werden, sie könnte keine Reaktion zeigen. Für das Testergebnis kann ich daraus viel ableiten.“ Diva kommt um die Ecke. Sie stürzt auf den Stoffhund zu, stupst ihre Nase an seine, schreckt zurück und bellt.

Noch viele Tests muss der reinrassige Dobermann bestehen. Sie muss vor allem zeigen, ob sie bissig ist. Das ist sie nicht. Christian Hackl entfernt den Maulkorb, den hier erst mal jeder Hund trägt. Denn der Hundepsychologe informiert sich nicht über die Hunde. „Wir gehen ganz unvoreingenommen an jedes Tier heran.“ Dann kommt es ganz auf den Hund an, das wahre Gesicht zu zeigen.

Das Resultat eines solchen Tests soll den Interessenten helfen. Eine Wunderwaffe ist er dennoch nicht. „Jeder Hund verändert sich zu Hause“, weiß Hackl. „Da lernt er seine neue Familie kennen und sein Revier.“ Und der Stressfaktor im Tierheim dürfe auch nicht außer acht gelassen werden. Deswegen bietet das Tierheim seit Jahren eine Probezeit an. „Die Leute können den Hund mitnehmen, schauen, wie sich das Tier verhält“, so Tierheimleiter Wolfgang Schlüter. „Trotzdem wird sich der Hund mit den Jahren verändern. In alle Richtungen. Das ist wie in einer Ehe.“ Und eine solche steht und fällt ja schon einmal mit einer guten Partnervermittlung.