Ein neues Theaterprojekt läuft im Consol-Theater: Enkel und Großeltern stehen zusammen auf der Bühne.

Sieben Jahre lang liegt der russische Bauernsohn Wanja, von seinen Brüdern als Faulpelz gerügt, auf dem Ofen und schläft. Ein weiser Mann hatte ihm vorausgesagt, dass er Zar werden könne, wenn er diese sieben Jahre lang seine Kräfte sammle. Nach Ablauf der Frist beginnt für Wanja eine Reise voller Abenteuer. . .

An der Barbaraschule in Resse entsteht derzeit eine Theaterfassung von Otfried Preußlers Jugendroman „Die Abenteuer des starken Wanja”. 15 Jungs aus den vierten Klassen wirken an der Aufführung mit - und zwei Großväter der Kinder. Als intergeneratives Projekt unter dem Motto „Stampfen, schreien, friedlich sein” arbeiten Theaterpädagoge André Wülfing und Lehrerin Gabi Czeschinski seit Anfang des laufenden Schuljahres mit den Kids und Senioren.

„Es geht um die Umwandlung von Aggression in Fokussierung, Friedfertigkeit und Energie”, erklärt Czeschinski. Da sich zur Theater-AG der Schule fast nur Mädchen meldeten, hatte die Pädagogin die Idee zu diesem reinen Jungs-Projekt. „Das war auch für mich eine äußerst interessante Voraussetzung”, meint André Wülfing. „Wir gehen den Fragen nach: Was ist Mut? Was heißt stark sein? Was ist Sensibilität?”

Preußlers Geschichte von Wanja war der für dieses Projekt prädestinierte Stoff. „Es macht den Jungs Spaß, diese Geschichte enthält Abenteuer und Action, aber auch Gelegenheit, über tiefergehende Themen nachzudenken”, betonen die beiden Gruppenleiter.

Das Experiment funktioniert: Wenn Wanja z.B. gegen die böse Hexe Baba Yaga kämpft, sind alle Jungs mit Feuereifer bei der Sache. Wer nicht gerade solo spielt, ist im Orchester beschäftigt, macht auf Orffschen Instrumenten Reit-, Kampf- und Sturmgeräusche nach. Mitdenken ist gefragt: Mehrfach rufen einzelne Kinder „Stop!” und unterbrechen so die Probe, um Details zu klären, Fehler zu korrigieren oder eigene Ideen einzubringen. Da ist von allen volle Konzentration gefordert, auch von den beiden Opas Willi Derks und Ludger Spickermann, die auch dann das Geschehen im Blick haben, wenn sie gerade nicht dran sind - und nach der Probe schonmal das Ensemble mit Waffeln oder Berlinern verwöhnen.

„Die Leistung aller Beteiligten ist außerordentlich”, freut sich André Wülfing. „Das gemeinsame Interesse, gegenseitige Akzeptanz und Disziplin können an einer Grundschule so nicht immer vorausgesetzt werden.” Gabi Czeschinski sieht das aktuelle Projekt als Startpunkt: „Wir hoffen, das in den kommenden Jahren fortsetzen zu können. Die Jungs erfahren hier, dass man gemeinsam etwas schaffen kann, für das man sich dann letztlich den Applaus verdient hat.”