Gelsenkirchen.

„So eine Art der Diskussion habe ich selten auf einer Versammlung erlebt“, sagt Wilfried Reckert. Er ist Seniorenbeauftragter der Stadt Gelsenkirchen und gönnt sich eine kurze Pause von der zweiten Gelsenkirchener Seniorenkonferenz. „Es wird nicht nur genörgelt und gemeckert. Hier kommen ganz konstruktive Vorschläge, die Leute denken mit und wollen etwas ändern“, lobt er die Teilnehmer.

Mehr als hundert Mitglieder von Vereinen, Initiativen und Gruppen aus der Seniorenarbeit sind gekommen, um sich mit OB Frank Baranowski – aber auch untereinander – über Sorgen und Probleme auszutauschen. Da ist zum Beispiel das Problem mit den Öffnungszeiten der Bürgercenter in Erle und Horst. Es wäre enormer Bedarf da, dennoch seien die Center an manchen Tagen geschlossen, klagt ein Teilnehmer. „Wir müssen sparen“, antwortet Baranowski prompt. „Aber wir haben überlegt so zu sparen, dass wir das Angebot weiter aufrecht erhalten können. Da ist eine Schließung an einzelnen Tagen noch die beste Lösung.“ Andere Städte würden Bürgercenter ganz schließen. Zudem sei der Stadtnorden noch in einer komfortablen Situation: „Nördlich des Kanals haben wir drei Bürgercenter, südlich nur eins. Im äußersten Notfall kann also auf ein anderes ausgewichen werden.“

Eine heftige Diskussion – und zwar unter den Teilnehmern – entbrennt, als sich eine Besucherin über Lärm von einem Bolzplatz beschwert, der nahe an Seniorenwohnungen liege. Bis 22 Uhr sei der geöffnet. Zudem sei da noch eine Schule und ein Kindergarten. „Kinderlärm ist Zukunftsmusik“, hält ihr ein anderer Gast entgegen. Man solle sich über solchen „Lärm“ lieber freuen. Schließlich die Einigung: Ein Seniorenvertreter wird sich vor Ort umschauen und -hören. Die Besucherin ist zufrieden.

„Ich denke, der Erfolg der Veranstaltung liegt darin begründet, dass wir uns hier gegenseitig ernst nehmen“, sagt Wilfried Reckert. So würden die Vorschläge und Anregungen der Teilnehmer gesammelt, „und spätestens zum Ende der Sommerferien bekommt jeder eine Rückmeldung, was realisierbar ist und was nicht.“ Aus der Konferenz von 2009 hätten sich zum Beispiel zwei ganz konkrete Vorschläge umsetzen lassen: „Die Teilnehmer wünschten sich einen Ansprechpartner, der ihnen bei allen Fragen rund um Behörden und Ämter helfen kann.“ Als Konsequenz gebe es nun zwei Büros – in der Vattmann- und der Maelostraße – die eine integrierte Beratung für Senioren anbieten.

„Dann gab es den Vorschlag, für Schwerhörige etwas zu tun, damit sie bei öffentlichen Veranstaltungen auch etwas mitbekommen.“ Die neue mobile Induktionsanlage kam passender Weise auch bieder aktuellen Seniorenkonferenz zum Einsatz. „Das ist ein guter Schritt“, sagt eine Besucherin. „Schön wäre es, wenn ähnliche Anlagen in allen öffentlichen Gebäuden angebracht würden.“

Wohlwollend notiert OB Frank Baranowski die Vorschläge, für einige müsse er aber zunächst noch Rücksprache mit zuständigen Stellen halten – etwa bei der Frage, ob Taxen das Ärztehaus in der Ahstraße anfahren dürfen, oder ob in Parkanlagen zusätzliche Bänke aufgestellt werden können.