Gelsenkirchen. .
Ein Waage hält die Göttin Justitia bekanntlich in Händen. Auf den beiden Schalen liegen nun die zwei Architekten-Siegerentwürfe für den Neubau des Justizzentrums in Gelsenkirchen-Ückendorf. Welcher Entwurf der beiden Stuttgarter Büros mehr Gewicht haben wird, ist noch offen.
Zwei „zweite Plätze“: Das heißt auch, dass keiner der insgesamt 13 Wettbewerbsbeiträge als Top-Vorschlag unbestrittener Sieger ist. Aus Sicht der Stadtplaner setzt der eine Entwurf stärkere städtebauliche Akzente, der andere gilt als optimal in seiner Funktionalität für die bekanntlich drei Justizbehörden (Amtsgericht, Sozialgericht und Arbeitsgericht), die unter einem Dach zusammengefasst werden sollen. Beide Entwürfen bleiben knapp unter den veranschlagten Gesamtkosten von 40 Mio Euro. Nicht festlegen will sich der Bauherr, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, ob das geplante Justizzentrum denn 2012 bezugsfertig ist. Die Architekten sollen nun ihre Entwürfe bis zur letztlichen Entscheidung überarbeiten, dann wird der Bauherr entscheiden: Wer bezahlt, bestimmt, doch die Stadt wird mitreden können.
Vom Büro Neugebauer + Rösch stammt der Entwurf, der stark an die Backstein-Architektur des Hans-Sachs-Hauses erinnert und zur Fassadengestaltung Klinker und durchgängige Fensterbänder vorsieht. Als „klare Geste“ wird der Eingangsbereich zur Bochumer Straße/Junkerweg mit seinem erhöhten Vorplatz mit einer Freitreppe gelobt, so dass ein städtebauliches Entree geschaffen wird. Auffällig ist der leicht hervorkragende Gebäudekopf.
170 Meter lang erstreckt sich nach dem Entwurf das Gerichtsgebäude entlang dem Junkerweg, das durch die Raumkante allerdings auch ungegliedert wirkt. Zur Claire-Waldoff-Straße hin ist das Gebäude durch zwei begrünte Terrassen aufgelockerter. Optimieren sollen die Architekten u.a. die Flächeneffizienz, will heißen der Anteil der ungenutzten Flächen ist -- auch aus Kostengründen – zu hoch, geradezu verschwenderisch, wie es heißt. Den in der Jury sitzenden Juristen und künftigen Nutzern gefiel u.a., dass alle Gerichtssäle auf einer Ebene liegen.
Vom Büro Harris + Kurrle stammt der Entwurf, der drei würfelförmige, versetzte Baukörper vorsieht. Der Eingangsbereich an der Bochumer Straße/Junkerweg ist durch das höchste, siebengeschossige Gebäudeelement und einen Vorplatz gekennzeichnet. Vorgeschlagen haben die Architekten eine Fassade aus weiß-pigmentierten Betonelementen und vertikalen, schlanken Fensterreihen. Auffällig sind die Innenhöfe in den Gebäudekomplexen. Den künftigen Nutzern gefielen besonders die Saaltrakte und die kurzen Wege. Den Städtebauern war aber offenbar vor allem der siebenetagige erste Baukörper zu massiv und wuchtig und sein Eingangsportal dafür zu klein und niedrig. Die Fassadengliederung berge zudem die Gefahr der Monotonie. Auch mehr Grün wird empfohlen.