Gelsenkirchen.

Warum ist die Teilnahme an der DGB-Kundgebung zum Tag der Arbeit am 1. Mai auf dem Heinrich-König-Platz geradezu Pflicht? Den fünf gestandenen Gewerkschaftern mit gefühlten 200 Jahren Gewerkschafts-Erfahrung fallen dazu viele gute Gründe ein.

Vor allem zwei Schlagworte werden am Freitag im DGB-Haus der Jugend von DGB-Chef Josef Hülsdünker und Vertretern von Einzelgewerkschaften immer wieder in den Vordergrund gestellt. Und zwar: Sozialstaat und Leiharbeit.

Stichwort Sozialstaat: „Exzesse und Fehlentwicklungen“ seien zu beobachten, sagt Hülsdünker. Vor zehn Jahren hätte sich wohl niemand vorstellen können, worum Gewerkschaften heute ringen müssten. „Der offene Kampf um den Sozialstaat ist entflammt“, so Hülsdünkers Griff in die Kiste mit der gewerkschaftlichen (Kampf-)Rhetorik. Mit einer Beteiligung an der Mai-Kundgebung könnten Arbeitnehmer Flagge zeigen und Druck ausüben, so Verdi-Chef Wolfgang Gottschalk.

Stichwort Leiharbeit: Als „modernen Sklavenhandel“ geißelt Bernd Neumann (IG BAU) die Auswüchse in diesem Bereich, sein Kollege Robert Sadowsky (IG Metall) spricht von „zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen“. Die Leiharbeit müsse auf ein notwendiges Maß zurückgeschraubt werden.

Auch die Landtagswahl am 9. Mai rückt in den Fokus. „Wir werden bestrebt sein, einen Politikwechsel herbeizuführen“, so Hülsdünkers Ansage. NRW könne „besser regiert werden“. Eine direkte Wahlempfehlung wolle man aber nicht geben. Was die Gewerkschaften sagen: wem man auf keinem Fall die Stimme geben dürfe. Nämlich: den rechten Parteien wie NPD oder Pro NRW. Doch auch die „neoliberale FDP“ verstoße mittlerweile so stark gegen Arbeitnehmerinteressen, dass man sie nicht wählen könne, so Robert Sadowskys persönliche Anmerkung.

Der Vollständigkeit halber: Das Motto lautet am 1. Mai „Wir gehen vor!“.

Der Ablauf

Der 1. Mai beginnt 9.45 Uhr mit einem ökumenischen Kurz-Gottesdienst der christlichen Sozialverbände mit dem „Kreuz der Arbeitslosigkeit“ auf dem MiR-Vorplatz. So geht’s weiter: 10 Uhr Platzkonzert, 10.30 Uhr Demonstrationszug, 11.15 Uhr Kundgebung auf dem Heinrich-König-Platz. Nach der Begrüßung durch DGB-Chef Hülsdünker und einem Grußwort von OB Baranowski redet Lothar Schröder (Verdi-Bundesvorstand).