Gelsenkirchen. .

„Aus einem Ort des Gebets wird ein Ort der Begegnung – eine schönere Umwidmung kann man sich nicht vorstellen“: In ihrer Rede zur Einweihung nannte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die neue Begegnungsstätte Alter Jüdischer Betsaal beispielhaft.

Hier zeige sich: „Jüdisches Leben hat wieder eine Zukunft in Deutschland.“Zuvor hatte Charlotte Knobloch einen Bogen geschlagen von den Gedenkstätten als Lernorte für die Nachgeborenen zu dem Betsaal, der fast fünf Jahrzehnte lang der jüdischen Gemeinde als provisorische Synagoge und Gemeindezentrum diente. „Der alte Betsaal erzählt von Neuanfängen“. Die Präsidentin des Zentralrats erinnerte an den ersten Gemeindevorsitzenden der Nachkriegszeit, Kurt Neuwald, und andere Mitstreiter in Deutschland wie Paul Spiegel, denen eines gemein gewesen sei: eine tiefe Heimatverbundenheit. Kurt Neuwald, der nach Riga deportiert worden war, habe nach der Rückkehr den Mut gehabt, „einen ungewissen Neuanfang zu wagen“. Er habe Pionierarbeit geleistet. „Er hat das Fundament gelegt für die jüdische Gemeinschaft in Gelsenkirchen und in Deutschland.“

Ar Chaim Kornblum (rechts) und der Vorbeter Aron Naor (links).
Ar Chaim Kornblum (rechts) und der Vorbeter Aron Naor (links). © Cornelia Fischer

„Das jüdische Gemeindeleben“, stellte NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff fest, „wächst in einer Art und Weise, die etwas Besonders hat, die mit Kurt Neuwald zu tun hat, aber auch mit dessen Tochter Judith Neuwald-Tasbach und der Art, wie sie die Gemeinde führe. Wie sehr die jüdische Gemeinde im Gelsenkirchener Leben verankert ist, dafür fand Grosse Brockhoff ein aktuelles Beispiel: „Als in Gelsenkirchen zu Demonstrationen gegen den Islam aufgerufen wurde, kam es sofort zum demokratischen Protest der Bürger – und eben auch der jüdischen Gemeinde.“

Judith Neuwald Tasbach sprach von der Hoffnung, das Haus möge „ungezählte Jahre geistiger Mittelpunkt unserer Gemeinde bleiben“, doch das waren nicht ihre Worte: So hatte ihr Vater 1958 seinen Dank an die Stadt für die Einrichtung des Betsaales beendet. Der sei nun, meinte sie, ein „Ort neuer Möglichkeiten des Miteinanders. Der Geist der Ortes bleibt erhalten.“