Gelsenkirchen..
Der Auszug erfolgte am 1. Februar 2007: Mit dem Umzug der jüdischen Gemeinde in die neue Synagoge an der Georg-Straße schien das Schicksal des alten Betsaals in der Von-der-Recke-Straße besiegelt, der seit 1958 fast 50 Jahre lang Zentrum des jüdischen Lebens in Gelsenkirchen gewesen war. Schien.
Am kommenden Donnerstag werden die einerseits umgebauten und renovierten, andererseits in ihrem historischen Zustand (Betsaal) belassenen Räumlichkeiten feierlich einer neuen Funktion zugeführt: Die Jüdische Kultusgemeinde Gelsenkirchen eröffnet, in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Dorsten und dem Gelsenkirchener Institut für Stadtgeschichte, eine Begegnungsstätte.
Der Entschluss, die alten Räume nicht aufzugeben, sondern zum Ort der Begegnung mit dem Judentum und des interreligiösen Austausches, zu einer Stätte des Lernens und Diskutierens zu machen, sei mutig, meinte Oberbürgermeister Frank Baranowski bei der Vorbesichtigung am Dien- stag. Auch gerade unter finanziellen Aspekten. „Eine Veräußerung hätte der Gemeindekasse bestimmt gut getan.“
In der Tat, räumte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Judith Neuwald-Tasbach, ein, sei viel über Nutzungsmöglichkeiten diskutiert worden. Schließlich kam der Zufall zu Hilfe und bestimmte das weitere Vorgehen. Im Juni 2008 tauchte ein alter Ordner auf mit Umbauplänen, Handwerkerrechnungen und anderen Dokumenten, die man getrost historisch nennen kann.
Judith Neuwald-Tasbach hatte von dem kleinen Betsaal als einer provisorischen Nachkriegssynagoge gesprochen, wie es nur wenige in Deutschland gebe. Von einem Provisorium allerdings wollte der Leiter des Jüdischen Museums Dorsten, Dr. Norbert Reichling, nicht reden. Das alte Haus sei viel mehr, es sei als regionales Zeugnis der Entscheidung, „hier zu bleiben, bedeutsam für das deutsche Judentum nach 1945.“ Judith Neuwald-Tasbach, deren Vater einst von hier aus die Gemeinde leitete und deren emotionale Bindung an die Von-der Recke-Straße entsprechend stark ist, erinnerte daran, dass „dies für viele Gemeindemitglieder der erste Anlaufpunkt in Deutschland“ gewesen sei. Beim Umbau, der von Bund, Land und Stadt gefördert wurde, hat das Architektenteam Piel/Gordon bewusst optische Bezüge zu der von ihm errichteten neuen Synagoge hergestellt. Zur feierlichen Eröffnung kommt u.a. die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch.