Gelsenkirchen. Um manipulierte Fußballspiele geht es nicht. Sondern um den boomenden Markt illegaler Fußballwetten. Zwei Brüder aus Gelsenkirchen, 45 und 38 Jahre alt, müssen sich seit Montag vor dem Landgericht Essen verantworten.

Zunächst schweigen sie. Aber die Anklage lässt ahnen, in wie vielen nach außen branchenfremd wirkenden Geschäften tatsächlich Woche für Woche gezockt wird, wo Geld darauf gesetzt wird, dass Spiele so ausgehen, wie man es sich wünscht. Ein nach der aktuellen Rechtslage illegales Geschäft.

Bedrohungen

Darauf gestoßen wurde die Polizei, als sich im August 2008 ein heute 37 Jahre alter Systemelektroniker bei ihr meldete. Er habe für zwei türkischstämmige Brüder ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich ein mobiles Wettunternehmen betreiben lasse, erzählte er. Allerdings habe er einmal versucht, eine Wette zu manipulieren. Die Brüder hätten das gemerkt und ihm Schläge angedroht, von Beton an den Füßen soll die Rede gewesen sein. Vor der XXI. Strafkammer erzählte er, er habe Panik bekommen.

Kioske und Teestuben

Die Polizei fuhr zum Wettbüro in der Uferstraße, nahm mehrere Männer fest und sicherte die Computerprogramme. Laut Anklage soll das Wettgeschäft der Brüder A. professionell organisiert gewesen sein. Sie gaben tragbare Kleincomputer mit der entsprechenden Software an Betreiber von Trinkhallen, Kiosken und Teestuben ab, zu deren Kundenkreis türkisch- oder arabischstämmige Männer gehörten.Nicht nur in Gelsenkirchen, auch in umliegenden Städten sollen die Brüder ihre rund 120 „Filialen“ gehabt haben. Gewettet wurde auf Fußballspiele im In- und Ausland. „Läufer“ transportierten das Geld, die Wetten wurden drahtlos über die Taschencomputer gesetzt.

Laut Ermittlungen betrieb der ältere Bruder schon seit 2002 ein Wettbüro. Angeklagt sind illegale Wetten zwischen Januar 2004 und September 2008. Über die Höhe des Wettumsatzes gibt es unterschiedliche Angaben. Jährlich soll er bei 4,7 Millionen Euro gelegen haben. Aber an dieser Zahl gibt es noch Zweifel.