Schwarz durchzogenes Erdreich, übler Gestank – dass es im Stadthafen ein tiefgreifendes Altlasten-Problem gibt, ist nicht zu übersehen. Und es ist selbst aus gehörigem Abstand noch zu riechen.
Mit Teeröl verseuchter Boden wird Montag an der Uferstraße ausgebaggert und abtransportiert. Bald soll der Bereich wieder von Grund auf sauber sein, soll die Sperrung des Bereichs aufgehoben werden. Auf das entsprechende Signal hofft man beim Gelsenkirchener Ruderverein. Für Sonntag plant man dort ab 11 Uhr das Anrudern nebst Taufe von vier neuen Booten. Der Verein wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Da soll schon der Saisonauftakt würdig gefeiert werden, soll das Jubiläumsjahr mit Kanalregatta und Veranstaltungen frische Schubkraft für die nach längerer Schwächeperiode wieder aufstrebende lokale Ruderszene bringen.
Doch vorerst bleibt der Bereich in der Nähe des Bootshauses noch Tabuzone. Betreten ist verboten. Arbeiter in Spezialkleidung und mit Atemschutzmasken haben Montag zunächst zur Geruchsbekämpfung eine Berieselungsanlage samt Gebläse aufgebaut. Die Technik dämmt den Gestank ein. Der vorherrschende leichte Ostwind hilft zudem. Rund 300 t kontaminierten Boden gilt es zu entsorgen. Nach wenigen Stunden sind bereits zwei Lkw-Fuhren auf dem Weg zur Deponie in Herten. Ein externer Bodengutachter und Fachabteilungen der Stadt haben Aushub und Arbeiten im Blick. In Herten werden zudem Bodenproben gezogen und analysiert.
„300 t sind nicht gerade wenig. Aber es handelt sich um eine relativ eingegrenzte Linse. Das erleichtert die Sanierung“, sagt Werner Ebel. Der Abteilungsleiter des Zentralen Immobilienmanagements hofft daher, „dass wir Mittwoch das Teeröl raus haben.“ Die Stadt hat die Regie bei den Arbeiten. Und sie wird wohl auch die Kosten tragen müssen. Es ist ihr Gelände, der Ruderverein ist Mieter.
Alte Garagen und eine Werkstatt standen auf verseuchtem Grund. Die baufälligen Gebäude wurden laut Ebel 2009 abgerissen. Dabei wurde die Altlast entdeckt. Verursacher: unbekannt. Das Teeröl bringt den Verein über die Sanierung hinaus in die Bredouille. Er hat massive Platzprobleme. Rund 50 Boote hat der Club im Bestand. Ein Teil der Flotte und der Gerätschaften mussten ausgelagert werden. „Uns fehlen rund 200 m² Lagerfläche“, sagt der Vorsitzende Peter Peters. Ob der Bedarf wieder in Nähe des Bootshauses befriedigt werden kann, steht in den Sternen. Diskutiert wird eine Verlagerung, gesucht wird ein Alternativ-Standort für einen Neubau. So oder so – problematisch ist die Finanzierung. Und mit der aufwändigen Bodensanierung nimmt der Spielraum nochmals ab. Das Problem wird die Beteiligten noch beschäftigen, wenn der Gestank längst verflogen ist.