Gelsenkirchen. .

Goldgelb, wie eingefangener Sonnenschein, wird er wieder sein. Mild und duftend nach der Blüte unserer Obstbäume, des Ahorns, der Rosskastanie und diverser Wildpflanzen. Noch ist er nicht da, aber es wird schon feste an ihm gearbeitet: Am Frühjahrshonig 2010.

Und auch bei Bio-Imker Ralf Berghane rüsten die 12 Bienenvölker zum Start in das neue Jahr. Über den Winter sind sie (fast) alle gut gekommen, die Verluste halten sich in Grenzen, ein Volk habe er verloren. Die seien verhungert, der Winter war zu lang. Ein weiteres Zufüttern sei nicht förderlich, da man die Winterruhe der Bienen dann störe, was ebenfalls kontraproduktiv sei.

Bei konventionellen Imkern hat der Winter hingegen deutlichere Spuren hinterlassen: Bei ihnen werden zum Teil enorme Verluste von bis zu fünfzig Prozent und mehr beklagt. Der ungewöhnlich lange, sehr kalte und schneereiche Winter trägt zum einen dazu bei. Große Probleme bereitet nach wie vor allem aber auch die Varoa-Milbe, die binnen kürzester Zeit ganze Völker dahinrafft.

Imker Berghane pflegt seine Bienenstöcke.
Imker Berghane pflegt seine Bienenstöcke.

Ralf Berghane setzte im letzten Jahr wieder einmal mehr auf eine intensivere Bekämpfung der Milbe mit Ameisensäure. Nicht nur zweimal, sondern dreimal im Jahr rückt er der todbringenden Milbe zu Leibe. Vielleicht hat das seinen Völkern durch den Winter geholfen.

Pro Bienenstock kuscheln sich während des Winters zwischen 10 000 und 15 000 dieser für die Umwelt so wichtigen Honigproduzenten. In der Mitte sitzt die Königin und lässt sich vom Volk, das sich um sie herum knubbelt, wärmen. Und Wärme erzeugen die Bienen durch Vibration ihre Flugmuskulatur. Männer haben im Stock nichts verloren, sie werden ab September in die Wüste geschickt.Rabiat und unmissverständlich.

Um die 8000 km Flugstrecke legt eine Sommerbiene in ihrem kurzen rund 30-tägigen Leben zurück und sorgt so dafür, dass dem Menschen Obst, Gemüse und vieles mehr garantiert werden kann. „Sie arbeitet sich förmlich tot.“ bringt es Berghane auf den Punkt. Die Winterbienen haben es besser. Sie leben um die 180 Tage von September/Oktober bis zur Blütezeit. Sie arbeiten kaum, wärmen nur die Königin.

Ohne Bienen keine Bestäubung, keine Ernte. Die Bienen von Bioimker Ralf Berghane werden rundherum auch „biologisch“ eingesetzt. So ist der 44-Jährige eng mit Biolandbetrieben am Niederrhein verbunden. Ganz früh morgens noch im Dunkeln lädt er seine Bienen ein, fährt zu entsprechenden Bio-Landwirten am Niederrhein und lässt dort seine fleißigen Helfer auf Bioäckern mit Raps, Erbsen, Bohnen, Zucchini oder Kürbis loslegen. So hilft er den Biolandwirten und erhält garantiert rückstandsfreien Honig. Während der ganzen Blütezeit bleiben die Bienen aus Gelsenkirchen dann am Niederrhein.

Süßes Werk in den Waben
Süßes Werk in den Waben

Absolut natürlich leben seine Bienenvölker, die alle - auf Wunsch der Kinder - einen Namen aus seiner Familie tragen, auch in reinen Holzstöcken, aus heimischer Kiefer, das nur mit Leinöl bestrichen ist. „Die Bienen werden wesensgemäß gehalten, das bedeutet, dass beispielsweise die Königin nicht die Flügel beschnitten bekommt,“ berichtet Ralf Berghane. Auch auf die Gefahr hin, dass sie eines Tages davon fliegt und ihren ganzen Staat mitnimmt. Der Verlust ganzer Völker werde in Kauf genommen. Auch erfolge keine künstliche Besamung der Königinnen, geteilte Bruträume sind verboten. Die Milbenbehandlung erfolgt nur mit honigeigenen Stoffen, wie Ameisen- und Oxalsäure.

Seit rund 90 Millionen Jahren gibt es Bienen, und nur die weiblichen stechen. Aber auch nur, wenn sie sauer sind. Womit sich der Kreis zum Menschen schließt....