Gelsenkirchen.
Die Polizei im Kaiserreich war gerade erst verstaatlicht worden, da hatten zwölf Gelsenkirchener Schutzmänner die Idee, einen Chor zu gründen. 1910 war das, „Gesangs-Abteilung der königlichen Schutzmannschaft Gelsenkirchen“ nannten die Sangesbrüder ihre Vereinigung damals.
Mittlerweile ist ein ganzes Jahrhundert ins Land gegangen. Vieles hat sich geändert, der Chor aber existiert immer noch und hat für das Jubiläumsjahr ein umfangreiches Programm geplant, berichtet der Chor-Vorsitzende Friedhelm Mruk: „Wir werden mehrere Konzerte geben sowie eine Veranstaltung zur Local Heroes Woche von Ruhr2010 beisteuern. Außerdem wird es in den Sparkassen in Buer und Gelsenkirchen Mitte eine Ausstellung zur Geschichte unseres Chores geben.“
Nicht alles, was sich in den hundert Jahren Chor ereignet hat, wird auf den zwölf Schautafeln Platz finden. Und viele Geschichten und Anekdötchen kennen die aktuellem Mitglieder auch nur vom Hörensagen: „Aber der Chor war immer mehr als eine Ansammlung von Männern, die gerne singen wollen“, erzählt Friedhelm Mruk. „Die Kameradschaft ist und war ein Markenzeichen.“ So zum Beispiel in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 oder 1939 bis 1945. „Die meisten Männer mussten zum Wehrdienst. Aber die Verbundenheit mit den Kameraden ,im Felde’ – wie es damals hieß – war groß“, schildert der Vorsitzende des Chores. „Die Daheimgebliebenen schnürten Päckchen mit Lebensmitteln oder Kleidung und schickten die den Soldaten an der Front.“
Nach dem Krieg sangen die Polizisten zunächst vornehmlich Benefizkonzerte. Das Geld war für Waisenkinder gedacht – nicht nur in Gelsenkirchen. „Wir haben damals auch die Berlinhilfe unterstützt“, weiß Friedhelm Mruk. In den 60er-Jahren dann öffnete sich der Chor auch für Sänger, die keine Polizisten waren. 1988 schließlich wurde auch der Polizei-Frauenchor gegründet und 1996 die „Young Police Singers“, die aber inzwischen als „Voice Toys“ nicht mehr zum Polizeichor gehören.
„Zu den Höhepunkten des Chorlebens gehören sicherlich auch die zahlreichen Fahrten, die wir über die Jahre gemacht haben“, meint Mruk. „Einige ragen dabei besonders heraus: 1982 haben wir ein Konzert im Wiener Dom gegeben und 1989 sogar in Notre Dame in Paris.“ Wenn er an den Auftritt in der Kathedrale von Palma de Mallorca zurückdenke, laufe ihm auch heute noch ein Schauer den Rücken herunter: „So schön war das.“
Doch ein Wermutstropfen bleibt: „Wir sind nur noch 33 Sänger. Das waren noch ind en 80er Jahren mal viel mehr.“ Nachwuchs sei daher immer Willkommen. „Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, sind wir auch für alle offen“, wirbt Friedhelm Mruk. Neue Sänger müssten also keine Polizisten sein. „Probe ist immer dienstags ab 17.30 Uhr im Polizeipräsidium Hölscherstraße.“