Genau in dem Moment, als der Fahrradkonvoi um die Ecke biegt, versiegen die stetigen Regenschauer - Petrus hat doch ein zumindest zeitweiliges Einsehen mit den Friedensfreunden. Es handelt sich ja immerhin auch um den 50. Ostermarsch, dessen Teilnehmer (wie in all den Jahren zuvor) unermüdlich für den Frieden demonstrieren.
„Unser Hauptanliegen in diesem Jahr ist die Beendigung des Afghanistan-Krieges“, betont Leo Kowald vom Friedensforum aus aktuellem Anlass. „Wir fordern, dass sofort die deutschen Truppen zurückgezogen werden. Deren Einsatz war von vornherein illegal, weil die Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee ist.“ Das zweite Anliegen des Ostermarschs, die Abschaffung aller Atomwaffen, zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahre. Hier zumindest gebe es einen Hoffnungsschimmer: „Da sich auch US-Präsident Obama dafür einsetzt, haben wir eine historische Situation, in der eine atomwaffenfreie Welt möglich wird.“
Wie in jedem Jahr schreiten die Ostermarsch-Teilnehmer nach einer kleinen Stärkung zum Mahnmal der Faschismus-Opfer und legen dort einen Kranz nieder. Diesmal hält Marianne Konze die Ansprache - die Rentnerin (Jahrgang 1929) hat an allen Ostermärschen von Anfang an teilgenommen.
„Wir haben 50 Jahre lang für Frieden und Abrüstung demonstriert, wir haben gesungen, gelacht, aber auch gefroren,“ so Konze. „Da muss die Frage erlaubt sein: Was hat es dieser schönen Welt gebracht?“ Kapital und Politik fänden immer neue Gründe einen Krieg zu beginnen - „und wenn es die Terrorbekämpfung ist.“ Der Irak-Krieg koste monatlich 10 Millarden Dollar: „Dafür könnte der Hunger beseitigt und bei Naturkatastrophen wie auf Haiti und in Chile umfassende Hilfe geleistet werden“, so Marianne Konze.
Sie selbst erlebte den Zweiten Weltkrieg. „An meinem 16. Geburtstag brannte Dresden, Menschen sprangen brennend in die Elbe. Da habe ich mir geschworen, mein Leben lang mitzuhelfen, dass so etwas nie wieder passiert.“ So hartnäckige Streiter für den Frieden gebe es zum Glück viele, „auch wenn wir uns immer wieder anhören müssen, dass wir ja doch nichts ändern können.“
Auch die anti-muslimischen Proteste des letzten Wochenendes in Duisburg und Gelsenkirchen nimmt Marianne Konze aufs Korn: „Dass alte und neue Nazis in unseren Städten aufmarschieren dürfen, wer soll das verstehen? Es ist ein politischer Skandal, was dieser Polizeieinsatz für Geld gekostet hat! Ein Verbot dieser rechten Organisationen wäre besser.“
Von den Ostermarschierern wird Marianne Konze mit viel Applaus bedacht. Dann schwingen sie sich wieder auf die Räder, und weiter geht es zur nächsten Station in Wattenscheid. Bis zum nächsten Jahr.