Gelsenkirchen.

Die Straße zum christlichen Krankenhaus ist staubig. Rund um den Komplex erhebt sich eine Backsteinmauer. Sand und Staub haben die einst roten Ziegel hellbraun gefärbt. Auf der Mauerkrone sind Sandsäcke gestapelt, bewaffnete Posten sichern das Eingangstor.

So sieht der neue Arbeitsplatz von Klaus-Dieter Weber von außen aus. Der 55-Jährige Chirurg wird ab Ende April nach Pakistan reisen. In der Nähe der afghanischen Grenze, mitten im Gebiet der Stämme, steht das christliche Krankenhaus der „Church of Pakistan“. Doch obwohl Weber ein tiefgläubiger Mensch ist, steht für ihn die Arbeit ganz klar im Vordergrund: „Wir wollen niemanden missionieren“, sagt er. „Wir wollen einfach nur helfen.“

Auf die Idee gekommen ist er durch den Vortrag eines Freundes über diese Klinik. Schon da war er beeindruckt. Als dann kurz darauf die Leiterin des Hospitals an Malaria verstarb, versuchte Weber in seinem Bekanntenkreis einen Ersatz für die Ärztin zu finden. „Doch dann wurde mir klar, dass ich derjenige bin, der hier gefragt ist“, erzählt er. „Natürlich gibt es Regionen auf dieser Welt, die sicherer sind“, meint Weber. „Aber ich bin mir sicher, dass ich für diese Aufgabe berufen wurde.“

So begann für Klaus-Dieter Weber die Vorbereitung auf dieses Abenteuer. „Ich habe eine Praxis in Bismarck und wollte eigentlich meinen Nachfolger in aller Ruhe einarbeiten.“ Soll heißen: „Ich wollte mich nach und nach zurückziehen und nur noch sporadisch helfen.“ Doch daraus wurde nichts. Stattdessen geht er nun nach Pakistan, sein Nachfolger muss die Praxis sofort übernehmen. „Was er auch gerne macht“, weiß Weber.

Unterstützung bekommt er auch von seinen Patienten: „Ich hatte gedacht, dass es Ärger oder Unverständnis geben wird, wenn meine Entscheidung bekannt wird.“ Das Gegenteil sei aber der Fall: „Ich bekomme Briefe, in denen die Menschen mir Mut machen und mich seelisch unterstützen.“ Das habe ihn unheimlich gefreut, erzählt Weber. Genauso wie das Verständnis seiner Familie: „Ich habe mit meiner Mutter über die Aufgabe gesprochen und sie findet das großartig.“ Sein Zwillingsbruder – ein Gynäkologe – wollte ihn sogar spontan begleiten. „Aber seine Familie hat ihn nicht gelassen“, sagt Weber lachend.

Ein Visum für Pakistan hat der Mediziner längst. Auch die nötigen Impfungen hat er sich abgeholt. „Momentan lerne ich Urdu, das ist die offizielle Amtssprache in Pakistan“, erzählt Weber. Vier Sprachen spreche er bereits. „Mir fällt das nicht so schwer, obwohl sich Urdu schon sehr von Deutsch unterscheidet.“ Sobald er in Pakistan angekommen ist, kommt noch eine weitere Sprache für ihn hinzu; „Die Klinik steht im Stammesgebiet, in dem hauptsächlich Paschtunen leben. Darum werde ich auch noch Paschtu lernen. Ohne Sprachkenntnisse geht sonst gar nichts.“

Vier Monate hat er dafür veranschlagt. Zwischendurch wird er dem Krankenhaus erste Besuche abstatten – „schauen, was noch benötigt wird“. Zwar sei die Infrastruktur nicht schlecht, „aber das ist natürlich nicht mit unseren hochtechnisierten Hospitälern hier in Deutschland zu vergleichen“, sagt er. Stattdessen gehe es also zurück zu den Wurzeln.

Ein wenig mulmig ist Klaus-Dieter Weber aber schon zumute, wenn er an die kommende Zeit denkt. Immerhin liegt das Krankenhaus – von Regierungstruppen bewacht – in einem Gebiet, in dem sich die lokalen Stämme regelmäßig bekämpfen und das zur großen Mehrheit von Muslimen bewohnt wird. „Aber die kommen auch in das Hospital. Als einmal ein Reisebus in der Nähe verunglückte, riefen die Imame die Menschen sogar auf, bei uns Blut zu spenden.“