„Ich bin froh, dass über diesen Raum heute gesprochen und diskutiert wird“ - Probst Manfred Paas von der St. Augustinus Gemeinde hat am Wochenende die Pforten der seit Ende 2007 „außer Dienst“ stehenden Heilig-Kreuz-Kirche für Besucher geöffnet. Von ihrer einzigartigen Strahlkraft hat die Kirche an der Bochumer Straße nichts eingebüßt, viele Interessierte nutzten die Gunst der Stunde und warfen ihren Blick hinein.

Die Heilig-Kreuz-Kirche ist eine von fünf „spirituellen Kulturtankstellen“ in Gelsenkirchen. „Und ich bin heute der Tankwart“, so Probst Paas. Mit künstlerischen und kulturellen Angeboten laden verschiedene Kirchen und Kapellen zum Auftanken von Seele und Geist ein. Als Projekt der Kulturhauptstadt 2010 gibt es 53 Kulturtankstellen im ganzen Ruhrgebiet.

Die Gäste in der Heilig-Kreuz-Kirche waren aber nicht nur „zum Tanken“ gekommen. Einige waren früher treue Besucher und haben den letzten Gottesdienst im August 2007 unter Tränen mitverfolgt. Heute bewegt sie die Frage der weiteren Nutzung. Eine landesweite Machbarkeitsstudie für die Folgenutzung von Kirchen aus dem Jahr 2009 sieht für die Kirche in Ückendorf die Chance auf ein Tagungs- und Veranstaltungszentrum mit Anbindung an den Wissenschaftspark. Knackpunkt: 2,5 Millionen Euro würde der Umbau der denkmalgeschützten Kirche samt neuer Parkplätze und dem Abriss umliegender Gebäude kosten. „Das muss natürlich erstmal finanziert werden“, so Probst Manfred Paas. Für die Kirche unmöglich. Die Gründung einer Stiftung und finanzielle Unterstützung vom Land sind mögliche Optionen. Eine völlig andere Nutzung kommt für Paas auch nicht in Frage: „Wenn man in die Niederlande blickt, wo heute unter anderem auch Einkaufszentren in Kirchen untergebracht sind, ist es gut, dass wir als Kirche nicht vorschnell handeln.“

Vom Gelsenkirchener Stadtplanungsbüro wurden die Pläne zur Nutzung der Heilig-Kreuz-Kirche als eines der Leitprojekte der Stadt geadelt. Die Parabelförmige Kirche von Architekt Josef Franke, die von Innen an einen Bergbaustollen erinnert, zählt zu den herausragenden Werken des Backsteinexpressionismus. Für Konzerte und Ausstellungen wurde sie seit der letzten Messe nur vereinzelt genutzt. Von der unvergänglichen Strahlkraft können sich Interessierte aber regelmäßig überzeugen: Jeden vierten Sonntag im Monat um 16 Uhr wird der Kirchraum als „Kulturtankstelle“ geöffnet