Gelsenkirchen. Der Linke-Kreisverband versucht sich nach zweieinhalb Jahren Chaos an einem Neuanfang: Auf einer vom Landesvorstand einberufenen außerordentlichen Jahreshauptversammlung sind am Donnerstagabend Wolfgang Radner und Bianca Thiele an die Spitze der Partei gewählt worden.

Radner setzte sich gegen Torsten Kotzan durch. Der bisherige Sprecher Reinhard Dowe, gegen den kürzlich ein Abwahlantrag gescheitert war, trat nicht mehr an.

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Emotional, aber über weite Strecken geordnet lief die dreieinhalbstündige Versammlung im Berufskolleg Königstraße ab. Danach hatte es zu Beginn jedoch nicht ausgesehen – schlug Günter Blocks vom „Kriseninterventionsteam“ des Linke-Landesvorstands doch anfangs offene Feindseligkeit entgegen. Mit den Worten „dass in Gelsenkirchen einiges schief läuft seit einiger Zeit, ist euch besser bekannt als mir“ hatte Landesgeschäftsführer Blocks seine Rede eingeleitet. Es habe sich „einiges zugespitzt“. So sei es nicht normal, dass gegen einen Kreissprecher x-mal Abwahlanträge gestellt würden. Und an Karl-Heinz Strohmeier gewandt: „Deine Dichtkunst könnte von Interesse für die Schiedskommission sein“, so Blocks mit Blick auf Internet-Tiraden des Linke-Bezirksverordneten, gegen den ein Parteiausschlussverfahren läuft.

Mit Blick auf die Landtagswahl gelte es nun, interne Kämpfe einzustellen, so sein Appell. „Wir sind gerade in Städten wie Gelsenkirchen darauf angewiesen, auf 7 Prozent plus X zu kommen.“

Der Konter ließ nicht lange auf sich warten: Blocks habe auch in anderen Linke-Kreisverbänden „verbrannte Erde“ hinterlassen, so Strohmeier. Und: „Mir hat noch am Samstag ein Mitglied unseres Landesvorstands gesagt: Den Blocks müssen wir mal einen Kopf kürzer machen.“ Die Ablehnung dokumentierte sich auch in einer Abstimmung. Bei der Wahl des Versammlungsleiters unterlag Blocks deutlich gegen Radner.

Trotz dieses Auftakts lief die Versammlung – wie viele andere zuvor – nicht aus dem Ruder. Größter Aufreger: die Tatsache, dass Linke-Mandatsträger ihre Beiträge an die Partei (30 %) wegen des internen Zwists nur zweckgebunden entrichten. Von Blocks’ Hinweis, dass dies gegen die Landesfinanzordnung verstoße, ließ sich die Versammlung nicht beirren: Die Mehrheit beschloss, dass es die Mandatsträger weiter so halten dürfen. Karl-Heinz Strohmeier kündigte generös an, dass man dies ändern werde, sobald sich der neue Vorstand „bekrabbelt hat“ und anders agiere als Dowe.

Linke-MdB Ingrid Remmers, die in Kürze ein Abgeordneten-Büro in Bismarck eröffnen wird, durfte eine kurze Ansprache halten. Über die Planung des Landtagswahlkampfs konnte aus Zeitgründen nicht mehr gesprochen werden. Dabei sei es dafür höchste Zeit, mahnte Linke-Fraktionssprecherin Marion Strohmeier. „In ein paar Tagen haben wir die Wahl – und es ist noch nichts gemacht worden.“