Gelsenkirchen. .

Die „herausragende Fassade“ des Hans-Sachs-Hauses soll nicht nur erhalten, sondern auf den Ursprungsentwurf der 20er Jahre zurückgebaut werden - eine Baumaßnahme im Sinne des Architekten Alfred Fischer, der das Haus entwarf. Und ein komplexes Unterfangen.

„Im Sinne Alfred Fischers“ – diese Umschreibung fällt am Dienstagabend bei der Info-Veranstaltung in der bluebox auf der Ebertstraße häufiger. Was Jutta Hartmann-Pohl von Gerkan, Mark und Partner (gmp) mit dem Verweis auf den Hans-Sachs-Haus-Architekten meint: Die „herausragende Fassade“ soll nicht nur erhalten, sondern auch auf den Ursprungsentwurf der 20er Jahre zurückgebaut werden. Ein ebenso komplexes wie spannendes Unterfangen.

„Es wäre einfacher gewesen, das Haus einfach abzureißen und anschließend erneut aufzubauen“, bekennt Hartmann-Pohl vor rund 30 Zuhörern. Aber: Als Architektin sträubten sich ihr die Nackenhaare, wenn sie etwas 1:1 wiederherstellen soll.

Stahlbetonwand trägt die Last

Nach dem bereits erfolgten „Herausschneiden“ erhält die Fassade ein Betonfundament. Dahinter entsteht eine Stahlbetonwand, die alle Lasten des Neubaus trage. Über historische Fotos und Postkarten habe sich gmp dem Zustand der Original-Fassade angenähert, so Hartmann-Pohl. Im Laufe der Jahrzehnte sei einiges verändert worden. „Wir dachten anfangs: Es gibt ein regelmäßiges Raster. Dem ist aber nicht so“, sagt Jutta Hartmann-Pohl.

Rekonstruieren „im Sinne Alfred Fischers“ muss gmp vor allem im Erdgeschoss und in der 1. Etage. Die Schaufensterfront (mit gebogenem Glas) beispielsweise. Und: große Schiebefenster in der 1. Etage, ein Glasbausteinband und ein Vordach. Auch Fensterbänder und Gesimsbänder sowie „Schießscharten“ im 5. Obergeschoss sollen nach dem Vorbild des Original-Rathauses nachgebildet werden.

Über die Jahre gelitten

Die aus Ziegelsteinen und Keramikplatten bestehende Fassade habe über all die Jahre gelitten: „Es gibt große und kleine Verletzungen“, sagt die gmp-Projektleiterin. Die großen würden beseitigt, die geringfügigen nicht: „Kleine Abplatzungen sind positive Zeichen der Zeit.“

Durch den Abriss des 50er-Jahre-Baus entsteht zum Dreikronenhof eine komplett neue Stahl-Glas-Fassade. Da diese sich zum neuen Platz öffne, so Jutta Hartmann-Pohl, sei eine transparente Gestaltung besonders wichtig. Was in der bluebox Fragen nach der Reinigung aufwirft. „Das könnte über Fassadenkletterer erfolgen. Das hat den Vorteil, dass keine besonderen Vorkehrungen nötig sind“, sagt die gmp-Architektin. Das klinge ungewöhnlich, sei aber eine inzwischen häufiger angewandte Methode.