Gelsenkirchen. .
Plötzlich seien sie weg gewesen, die Löwenthals und mit ihnen auch andere Geschäftsinhaber in Rotthausen, so erinnern sich Manche, aber dass dieses Plötzlich gar nicht so überraschend kam, daran erinnert seit Mittwoch eine weitere Gedenktafel im Rahmen des Projektes „Erinnerungsorte“.
Am Haus Nr 2. auf der Karl-Meyer-Straße wurde sie im Beisein von Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, dem Leiter des Institutes für Stadtgeschichte Dr. Jürgen Priamus mit Birgit Klein, der Initiatorin Ingrid Stange und der Hauseigentümerin Sandra von Czapiewski enthüllt. Dabei unterstrich Dr. Priamus die „besondere Zivilcourage“ der Hauseigentümerin, denn man stoße doch mehr und mehr auf Ablehnung bei den Bürgern, wenn man derartige Gedenktafeln an ihren Häusern anbringen wolle.
Es sei die Angst, dass diese Häuser dann beschmiert würden, zum Ziel von Hasstiraden würden! Man schreibt das Jahr 2010.
Einer überlebte die Hölle
Im Jahr 1906 kam die Familie des 1873 in Gronau geborenen Emil Löwenthal nach Rotthausen. Ehefrau Flora, drei Jahre jünger, gebar insgesamt vier Kinder. Die Löwenthals führten zwei Geschäfte, der Vater hatte eines für Kurz- und Haushaltwaren, Sohn Kurt führte eine Süßwarengroßhandlung.
Der zweitälteste Sohn Bruno floh vor den immer massiver werdenden Übergriffen durch die Nationalsozialisten als erster nach Frankreich, wurde dort aber nach der Besetzung 1944 aufgegriffen und nach Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde.
Auch Kurt war mit ihm 1938 nach Frankreich geflohen, dort heiratete er die Jüdin Sura Lewi, eine Ärztin. Beide schlossen sich der Résistance an. Bevor sie nach Amerika auswanderten, kehrten sie kurz nach Gelsenkirchen zurück.
Tochter Erna hatte ein Geschäft in Essen, als sie mit ihren drei Kindern 1942 deportiert wurde. Nur eines ihrer Kinder überlebte.
Der jüngste Sohn Erwin überlebte die Hölle von Buchenwald und starb bei einem Verkehrsunfall 1947 in Gelsenkirchen.
Die Eltern, Emil und Flora kamen in das Ghetto nach Riga und wurden dort 1942 ermordet.Das ursprüngliche Haus der Löwenthals an dieser Stelle ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.