Gelsenkirchen.
Zahlreiche Autos mit DGB-Fähnchen säumen die Consolstraße. Viele Protestler sind zum Consol-Gelände gekommen, um bei dieser lokalen Auftaktkundgebung zum DGB-Aktionstag gegen die Finanzpolitik von Land und Bund zu demonstrieren.
Kernthema: Die dramatische wirtschaftliche Situation der Kommunen. „Wenn es so weitergeht, werden die Pfeiler des Zusammenlebens in den Städten zusammenstürzen“, orakelt Kurt Retthofer von der IG Metall. „Man kann keine Steuersenkungen auf Kosten der Kommunen durchdrücken!“
Dieser Forderung schliessen sich alle Redner an. „Jetzt wird deutlich, was passiert, wenn Städte und Gemeinden ausgeblutet werden“, meint Bürgermeisterin Gabriele Preuß. „Es geht jetzt ans Eingemachte: Öffentliche Leistungen werden gekürzt, zugleich werden Gebühren angehoben.“ Einmal in Gang gekommen, sei die Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten.
Als der Barde auf der Bühne den Hit „Heute hier, morgen dort“ des eng mit der Arbeiterbewegung verbundenen Liedermachers Hannes Wader anstimmt, singen alle lauthals mit. Das richtige Warm-Up für die kämpferische Ansprache von Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig: „Endlich gibt es mal Streit. Es war viel zu lange ruhig, so als hätte sich ein Mehltau über die Gesellschaft gelegt.“ Eine „gewaltige Umverteilung“ von unten nach oben habe es gegeben. „Wenn nicht bald dagegengesteuert wird, werden die Gräben immer größer.“ Heisig wirft die Frage auf, wozu Politik denn da sei, wenn nicht, um für das Wohl der Menschen zu sorgen? Er schließt mit der Feststellung: „Eine Region, deren letzte Zeche bald schließen soll, ist nicht dazu da, die Zeche zu zahlen, die einige wenige genießen.“
Dafür gibt es ebenso viel Applaus mit roten Klatschhänden aus Plastik wie für die Forderungen von Martin Koslowski (IG BAU) und Martina Peil (Ver.di), den Soli für den Aufbau Ost zu streichen („jetzt wollen wir mal blühende Landschaften!“). Dann setzt sich der Autokorso gen Recklinghausen in Bewegung, wo die zentrale Abschlusskundgebung stattfindet.