Gelsenkirchen.

Totgeburt oder sinnvolle Maßnahme? Zwischen diesen Extremen lagen am Mittwoch im Gelsendienste-Betriebsausschuss die politischen Einschätzungen zur Zwischenbilanz der Biotonne. Die Mehrheitsfraktion enthielt sich dagegen der Bewertung.

Die SPD wolle erst nach Abschluss der im Juni endenden 18monatigen Testphase in Beckhausen, Horst und Heßler abrechnen, betonte der SPD-Stadtverordnete Frank Dupont.

Schon jetzt bestätigt sieht sich dagegen die Union. „Die Biotonne ist eine Totgeburt“, erklärte CDU-Stadtverordneter Klaus Herzmanatus. Burkhard Wüllscheidt (Grüne) konnte sich da den Seitenhieb auf Herzmanatus’ Parteifreund (und Bundesumweltminister) Norbert Röttgen nicht verkneifen: Dieser wolle bis 2015 bundesweit und flächendeckend die Biotonne einführen, so der Grüne. Offenbar glaube die CDU, dass Gelsenkirchen die „Insel der Glückseligen“ sei.

Die Tatsache, dass in der Testphase zu viel Grünschnitt (und zu wenig Küchenabfall) in der Tonne gelandet ist, versuchte Wüllscheidt ins Positive zu wenden: Es sei besser, wenn dieser in der Biotonne lande als „quer durch die Stadt“ zum Betriebshof gefahren werde.

Die Menge der 2009 gesammelten Bioabfälle - 348 t - rechnete der Grüne (optimistisch) aufs Stadtgebiet hoch und kam zu dem Schluss: „Alle Zeichen stehen so, dass es mit der Biotonne in Gelsenkirchen weitergeht.“

Gelsendienste-Betriebsleiter Heinz Nadorf enthielt sich in der Sitzung einer Bewertung oder Prognose zur Zukunft der Biotonne. Die (indirekte) Kritik der Grünen an mangelnder positiver Begleitung der Testphase ließ er so nicht stehen. Die Abfallberatung sei schwerpunktmäßig im Testgebiet unterwegs. Auch das Infomobil sei dort häufiger im Einsatz. Aber: Bei öffentlichen Veranstaltungen gehe das Interesse der Bürger beispielsweise „gegen Null“.

Beim Grünschnitt dürfe man die finanzielle Dimension nicht außer Acht lassen, sagte Heinz Nadorf. Bei Anlieferung durch Bürger erhalte Gelsendienste „sehr sortenreines Material“. Die Kosten der Behandlung lägen hier bei rund 20 Euro pro Tonne, bei der Biotonne dagegen bei 50 Euro pro Tonne.