Gelsenkirchen. .
Einen 53 Jahre alten Mann und einen 14 Jahre alten Jungen hat die Polizei tot in einem Wohnwagen in Gelsenkirchen-Erle aufgefunden. Im Stadtteil verbreitete sich die Nachricht in Windeseile. Der ältere Mann hatte schon länger in dem Wagen gelebt.
Zwei Tote hat ein tragischer Campinggasunfall jetzt in Erle gefordert: In einem abgestellten Wohnwagen kamen - wie die Polizei jetzt erst mitteilte - bereits in der Nacht zum Dienstag ein 53-Jähriger und ein 14-Jähriger bei einer Kohlenmonoxidvergiftung ums Leben. Hier war Gas unbemerkt durch die augenscheinlich defekte Heizung ins Innere des Wagens geströmt.
Eine durchgeführte Obduktion ergab zweifelsohne - so die zuständige Staatsanwaltschaft in Essen - dass ausströmendes Gas beide Männer hat zunächst bewusstlos werden und dann ersticken lassen. Ein Fremdverschulden wurde ausgeschlossen.
Die Geistersiedlung
Eine Nachricht, die sich in Windeseile in Erle breit machte und das Idyll der beschaulichen Siedlung im Schatten von Golfanlage und Sportplatz unvermittelt störte. Ein vor sich hin dösendes Reihenhausviertel mit sauber gefegten Vorgärten wäre es hier, wenn sich nicht die Geistersiedlung der ehemaligen Obdachlosenunterkünfte an der Insterburger Straße befände. Zwar sind die Grünbereiche an und um die weiß getünchten zweistöckigen Schlichthäuserzeilen relativ gepflegt und die Hecken ordentlich geschnitten, doch das Ganze täuscht nicht darüber hinweg, dass hier alles ausgestorben ist. Niemand lebt mehr hier, nichts regt sich hinter den zahllosen Fenstern.
Mit einer Ausnahme: An einem der Wendehämmer haben sich eine Handvoll Anwohner mit Hund getroffen und schauen sich den dort „seit vielen Monaten“ stehenden Wohnwagen an, in dem der 14- und der 53-Jährige gestorben sind.
Ein alter Wohnwagen, silber gestrichen aber äußerlich durchaus noch intakt. Auf den ersten Blick. Aus den 90er Jahren soll er sein, berichtet Staatsanwalt Schütz, der die Ermittlungen geführt hat. Ewigkeiten hat der Wagen keinen TÜV mehr gesehen, der schwerpunktmäßig ein Augenmerk auf eben die Dichtigkeit der Gasleitungen legt. Ein Transportwagen eines Baumarkt steht neben dem Wohnwagen.
Den ganzen Winter
„Wir haben ihm ein Dach über dem Kopf angeboten, aber er wollte nicht,“ weiß der Hundehalter zu berichten. Aufgefallen wäre der 53-Jährige nie, der den ganzen kalten Winter hier gelebt hat. Ins „Türmchen“ sei er gerne gegangen, dort kenne man ihn besser. Das „Türmchen“ hatte am Mittwochmittag noch geschlossen.
Wie weiter von Staatsanwalt Schütz zu erfahren war, hatte der Mann früher in der Nachbarschaft des 14-Jährigen und dessen Eltern gelebt. Er wurde so zum guten Freund, zum Ansprechpartner für den Teenager. Auch nachdem er von dort wegzog, vermutlich weil er arbeitslos war und sich keine Wohnung mehr leisten konnte/wollte.
Zuhörer gebraucht
Einen Zuhörer schien der Schüler auch Dienstagnacht gebraucht zu haben, denn er war von daheim verschwunden. Die Eltern suchten ihn, meldeten ihn schließlich als vermisst. Von ihnen bekam die Polizei Dienstagmorgen auch den Hinweis auf den 53-Jährigen und dessen zweirädrigem Domizil auf der Insterburger Straße. Dort fand die Polizei die beiden dann voll bekleidet aber tot vor.
Die Stadt Gelsenkirchen hatte den Wagen im letzten Jahr einmal überprüft, weil er dort stand. Damals sei er noch zugelassen gewesen, hieß es dazu auf Anfrage. Wohnwagen dürften maximal am Stück zwei Wochen auf einer Stelle stehen. Wenn sie dann am Wochenende bewegt und wieder abgestellt würden, gebe es keinerlei Grund zum Einschreiten.(§ 13,3b Strassenverkehrsordnung) Dass der Wagen auf der Insterburger Straße überhaupt nicht mehr bewegt wurde, war hier nicht aufgefallen. Niemand habe sich beschwert und der 53-Jährige habe dort augenscheinlich „nur in Ruhe gelassen werden wollen.“