Gelsenkirchen..
Seit 1991 ist das denkmalgeschützte Bahnbetriebswerk Bismarck mit seinem Ringlokschuppen eingemottet. Bisherige Investorenpläne für eine neue Nutzung blieben erfolgslos. Doch die Planungen gehen weiter. Der RVR selbst schließt einen Abriss nicht mehr aus.
Ist es fünf vor zwölf oder ist die Zeit für das Bahnbetriebswerk Bismarck schon abgelaufen? Während die beiden dort ansässigen Vereine wacker an ihren historischen Lokomotiven schrauben, schließt der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) mittlerweile auch ein „Ende mit Schrecken“ für das Bahn-Denkmal in Bismarck nicht mehr aus, sprich den Abriss. Keinen Anlass, „die Flinte ins Korn zu werfen“, sieht dagegen Peter Kapfhammer, Kopf der „Railworld“-Idee. Und auch die der Träumereien unverdächtige THS Consulting aus dem Nordsternpark macht durchaus weiter „Chancen einer Realisierung“ aus.
Für den Verein „Historische Eisenbahn“, der in seiner Halle die legendäre „44er“ Dampflok und seine Schienenbusse hegt und pflegt, gab’s jüngst wieder eine Hiobsbotschaft: Sie dürfen endgültig die Gleisanschlüsse nicht mehr befahren. Wir dürfen weder rein noch raus. Jetzt stehen wir da“, klagt der stellv. Vereinsvorsitzende Guido Wesseling. Ulrich Carow vom RVR bestätigt das „Fahrverbot“. Das galt schon lange, nur jetzt hat das Eisenbahnbundesamt mit einer Strafe von 50 000 Euro gedroht, sollten die Züge weiterhin ohne Genehmigung auf den Gleisanschlüssen rollen. „Wir bezahlen die Strafe nicht“, will der RVR das Fahrverbot gegenüber den Untermietern durchsetzen.
„Der RVR lässt uns hängen. Der will an dem Bahnbetriebswerk nichts mehr machen“, meint der frustrierte Eisenbahner Wesseling. Für ihn scheint es zudem klar, dass der Investor abgesprungen ist. Auch Paul Lindemann von den „Freunden des Bahnbetriebswerkes“ hat Investoren kommen und gehen gesehen. Und sieht nun, dass wieder der „Zahn der Zeit“ arg an dem Denkmal nagt. Notdürftigste Reparaturen, etwa nach Xynthia, mache der Verein am Gebäude selber. Auch die „Freunde“ fühlen sich vom RVR allein gelassen, nicht mal auf einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“, die Gleisanschlüsse instand zu halten, habe sich der RVR eingelassen. Im Essener Revierverband warte man tatenlos, „dass von draußen Geld kommt und man das ungeliebte Denkmal los wird“.
RVR-Umweltreferent Ulrich Carow stellt dagegen nüchtern bis ernüchtert fest, dass die „eigentlich ausgehandelten Verträge“ mit den Investoren „in letzter Minute“ geplatzt waren: „Da kam die Finanz- und Wirtschaftskrise dazwischen.“ 2,5 Mio Euro hatte der RVR nach Übernahme des Bahnbetriebswerks Anfang des Jahrtausends in das Denkmal gesteckt. „Wenn man es erhalten will, müsste man bald wieder Geld in die Hand nehmen“, weiß Carow. „Doch das ist nicht da.“ Investitionen seien für den RVR, „und damit für den Steuerzahler“ nicht „zumutbar“, so die Linie. Jährlich koste der Unterhalt bis zu 35 000 €. Solange das Denkmal nicht einsturzgefährdet ist, könnten die Vereine aber weiter im Bahnbetriebswerk bleiben. Der Denkmalschutz sei kein Hindernis, das Gebäude letztlich abzureißen.
Unverdrossen ist dagegen Peter Kapfhammer. Er glaubt weiter an sein „Railworld“-Projekt einer Bahnerlebniswelt mit „Ess- und Event-Bahnhof“, gläserner Werkstatt, Veranstaltungshalle und Bahnverkehr in Bismarck. Die Investoren seien „wegen der Finanzkrise, nicht wegen des Projekts“ abgesprungen. Nun wolle man im Frühjahr ein neues Investorenmodell auf die Beine stellen. Mit einer Fertigstellung 2014 rechnet Kapfhammer nun und verweist auf die Machbarkeitsstudie der THS-Consulting die dem Vorhaben 2008 eine „hohe Realisierungswahrscheinlichkeit“ bescheinigte. Deren Chef, Lothar Löchter, bestätigt intensive Vorbereitungen auch mit Partnern aus der Region. Denkbar sei auch eine schrittweise Realisierung.