Gelsenkirchen.

Ein Sexualstraftäter, der sich nach zehn Jahren Haft an dem Sohn seines Cousins verging, wandert jetzt nach der Haft in die psychiatrische Anstalt - auf unabsehbare Zeit. „Sie haben einen langen steinigen Weg vor sich“, macht ihm die Richterin klar.

„Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor“, möchte Richterin Luise Nünning vom Gelsenkirchener auf der Anklagebank wissen. Der lacht verlegen, spricht nach einigem Zögern von einer Ausbildung als Schweißer „ irgendwann“. Fast zehn Jahre saß der 36- Jährige bereits im Gefängnis. In Gelsenkirchen hatte er Frauen vergewaltigt. Ein paar Monate in Freiheit, kam es im Dezember 2009 wieder zu einer Sexualstraftat. Er verging sich in Essen an dem sechsjährigen Sohn seines Cousins.

Auf unabsehbare Zeit hinter Gittern

Diesmal verschwindet er für unabsehbare Zeit hinter Gittern: Die Jugendschutzkammer des Essener Landgerichts verurteilte ihn gestern wegen Missbrauch des Kindes zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten und ordnete seine anschließende Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt an.

Als „gefährlichen Sexualstraftäter“, bezeichnet Gutachter Dr. Dieter Oswald den Gelsenkirchener. Als einen Mann, der seine Impulse nicht kontrollieren kann, narzistisch ist und erfüllt„ von einer tiefen archaischen Wut.“ Narzistisch, was ist das, will der Angeklagte wissen. „Wenn man sich selbst als Maß aller Dinge sieht“, erklärt Oswald. Der Angeklagte lächelt und nickt. Er selbst beschreibt sich als „ ein bisschen aufbrausend, als eine „kleine Ruhrpott-Schnauze“. Ein Schläger sei er allerdings nicht, sagt er, und führt seine „Arthrose in den Knochen“ an.

Behinderte vergewaltigt

Schlimme Vorwürfe brachten ihn zehn Jahre in Haft. In einem Fall hatte er sich mit einem Kumpel zum „flotten Dreier“ verabredet. Ihr Opfer war eine wehrlose, behinderte junge Frau. Mehrfach wurde sie vergewaltigt. Nach der Haftentlassung kehrte der 36-Jährige zurück nach Gelsenkirchen, lebte erst einmal bei der Mutter. An den Wochenenden er fuhr er häufig nach Essen, zum Cousin und half diesem im Schrebergarten. So auch am 4. Dezember 2009. Mit Alkohol und Drogen „abgefüllt und zugedröhnt“ legte er sich nachts zum Kind auf eine Matratze. Dort kam es zu den Übergriffen.

Der Angeklagte stellt sich ebenfalls als Opfer von Gewalt dar. Er klagt seinen Vater an, ihn in der Kindheit ständig geprügelt und als wertlos beschimpft zu haben. Er leidet an einer schweren Persönlichkeitsstörung. „Sie haben einen langen steinigen Weg vor sich“, macht ihm die Richterin klar. Es sei wichtig für ihn, das Therapie Angebot anzunehmen. Das sei die einzige Möglichkeit aus seiner Wut und dem Gefühl der Wertlosigkeit herauszukommen.