Gelsenkirchen. .

Knapp vorbei ist auch daneben: Zwar landet der Biomüll seit einem Jahr in den drei Versuchsrevieren Heßler, Horst und Beckhausen in der braunen Tonne, aber es ist nicht so recht der gewünschte: Statt für Küchenabfälle wird die Biotonne vorrangig von Gartenfreunden für ihren Grünschnitt genutzt.

Ausdrücklich hält sich Gelsendienste in seinem Tonnen-Zwischenbericht für den Betriebsausschuss kommende Woche mit Bewertungen zurück, doch die Aufzählung der Fakten und Analysen spricht Bände: „Als grundsätzliches Problem (...) hat sich herausgestellt, dass kaum jemand eine Biotonne für Küchenabfälle bestellt hat. Mehr oder weniger offen wurde seitens der Besteller der Bioabfallbehälter nur Interesse an einer einfachen und in der Testphase gebührengünstigen Entsorgung für Grünabfälle angegeben“, lauten die letzten Sätze des Berichtes, der Einschätzungen der Fachhochschule Gelsenkirchen wiedergibt, die den Testlauf wissenschaftlich begleitet.

Blätter statt Blumenkohl, Rasenschnitt statt Kartoffelschalen, Hauptsache Bio in die Biotonne könnte man meinen. Gelsendienste bewertet dies aber als unliebsamen „Verdrängungseffekt“ und als „Kannibalisierung“ der bisherigen Entsorgungsstruktur für Gartenabfälle. Idee der Biotonne ist es dagegen, in den Haushalten zusätzlichen Biomüll aus den Küchen zu generieren und nicht den Bürgern eine Gartentonne vor die Tür zu stellen.

Denn bislang erhält Gelsendienste durch die saisonalen Grünschnittsammlungen in den Stadtteilen und durch Anlieferungen in den Betriebshöfen sortenreinen Grünabfall, der zur Kompostierung weitergeleitet werden kann. Dieses Sammelsystem ist zudem kostengünstig - für Entsorger und Bürger gleichermaßen.

Nun landet in den Biotonnen, die in den Revieren abgefahren werden, vorrangig Grünschnitt, der aber durch Fehlwürfe sortiert werden muss. Dazu kommen die zusätzlichen Kosten für die Abholung der Biotonnen, die in der laufenden Testphase nicht in Rechnung gestellt werden. Der Umkehrschluss hieße: Die Grünschnittsammlung würde für die Bürger teurer werden. Das sind Bewertungen allerdings, die Gelsendienste nicht ziehen will. „Wir sind noch in der Probephase“, setzt Betriebschef Heinz Nadorf auf weitere Lerneffekte. Mitte das Jahres will Gelsendienste Fragebögen verschicken, um Erfahrungen zu sammeln.

Für die CDU, die schon im Vorfeld gegen die braune Tonne vehement war, reicht die Zwischenbilanz für den Abgesang auf die Biotonne: „Für uns bedeutet das ganz klar: Ziel verfehlt. Die Biotonne bleibt ideologischer Quatsch“, erklärte ihr Ausschusssprecher Klaus Herzmanatus. Freuen könnten sich nur Gartenbesitzer.