Die Staatsanwaltschaft Essen und die Gelsenkirchener Kripo ermitteln seit Monaten in einem umfangreichen Betrugsverfahren. Im Visier: Alphascout, ein Gewinnspiel-Anbieter aus der Altstadt.

„Online gewinnen mit Garantie“ – solche Werbebotschaften gelten wohl vor allem für die Firmen, die Kunden die regelmäßige Teilnahme an bis zu 600 Internetgewinnspielen versprechen und dafür kassieren. Oft wohl auch, selbst wenn sich Betroffene nicht bewusst sind, dass sie angeblich einen entsprechenden Vertrag eingegangen sein sollen. Mit Mahnanrufen und Inkasso-Schreiben durch Anwälte wird dann Druck gemacht.

Im zuständigen Kriminalkommissariat 12 geht man davon aus, dass von Alphascout in 18 190 Fällen von Konten Geld abgebucht wurde. „Wir haben eine ganze Reihe Strafanzeigen von Geschädigten vorliegen“, sagt die Essener Oberstaatsanwältin Angelika Matthiesen. Bislang 500 mögliche Geschädigte hat die Kripo angeschrieben. Tätig wurden die Ermittler vor über einem Jahr. Im Dezember 2008 wurden bereits die „Geschäftsräume des Beschuldigten“ durchsucht. Für Matthiesen reiht sich die Ermittlung in eine Reihe ähnlicher Verfahren in der Region ein. „Das ist ein häufigeres Phänomen. Wir gehen einer Vielzahl von Anzeigen in dem Bereich nach.“

Die Recherche der Ermittler ist schwierig: Wechselnde Firmennamen und -sitze gehören zum Gewinnspiel-Geschäft. Gelsenkirchener Kriminalbeamte fahndeten – auch mit Aufrufen zur Kontaktaufnahme – in Internet-Foren nach Insider-Informationen und Zeugen, spürten auch dort Opfern nach. Im Netz finden sich auch zahlreiche Hinweise auf einen Rechtsanwalt A., der offenbar juristisch schweres Geschütz auffährt, um ausstehende Beträge von echten oder vermeintlichen Gewinnspielteilnehmern einzufordern. Als Kanzleisitz taucht (neben Krefeld oder Duisburg) mehrfach eine Adresse in Buer an der Marienstraße auf. A. hat hier anscheinend keine Büroräume. Dafür aber die Atlas GmbH.

Vier Gelsenkirchener Schüler, die ihr Taschengeld aufbessern wollten, arbeiteten dort ab November in einem seit Herbst 2009 neu ansässigen Call Center. Es ging „um Neuabschlüsse und Kündigungen von Gewinnspielen“, so die jungen Leute gegenüber der WAZ. Nach etlichen Differenzen über den Lohn fühlen sie sich mittlerweile selbst „betrogen und ausgenutzt“ und erstatteten Anzeige. Bei Atlas Verwaltung weiß man von den strittigen Lohn-Forderungen, sieht sich aber im Recht und ansonsten nicht in der Verantwortung. „Wir sind ein reiner Back-Office-Betrieb“, betont die Personalleiterin und versteht sich als Dienstleister „für Rechtsanwälte und Firmen“. Mit dem Call Center und Gewinnspielen habe man nichts zu tun.

Andernorts läuft offensichtlich auch das Geschäft weiter. Alphascout24 wirbt nun im Internet für Gewinnspiele. Teilnahmegebühr: 48 Euro pro Monat. Die vermutlichen Macher: siehe oben