Gelsenkirchen.

. „Sie sind das bezauberndste Publikum, das ich heute Abend kennenlernen werde!“ So eröffnet Klaus Hoffmann sein Gastspiel im Musiktheater. Der Chansonnier nimmt die Zuhörer für zweieinhalb Stunden mit in seine Welt – schelmisch und hochsensibel zugleich.

Der anfangs etwas zerstreut wirkende Sänger zelebriert den frotzelnden Dialog mit dem Publikum, indem er immer wieder unvermittelt zum Mitsingen auffordert und scheinbar entsetzt über die Resultate den Kopf schüttelt, indem er Running Gags einbaut („es ist schön hier in Recklinghausen“) oder absurde Gags einstreut, nur um auf die Lacher hin erleichtert festzustellen: „Ich wollte nur sehen, ob Sie noch da sind.“

Klaus Hoffmann ist ein Sänger der leisen Zwischentöne. Seine Sprache ist metaphorischer, poesievoller, verklausulierter als die von vielleicht prominenteren Kollegen wie Reinhard Mey (mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet). Dafür kann man auch nach wiederholtem Hören in diesen Chansons immer neue Details entdecken, zumal er nie ein Lied zweimal auf dieselbe Art singt. Als ausgebildeter Schauspieler beherrscht er sein Handwerk traumwandlerisch, weiß, mit Mienenspiel, Gesten und feinen Nuancen in Stimme und Ausdruck seinem Repertoire immer neue Facetten abzugewinnen.

Auch politische Seiten

Mit dem Album „Spirit“ ist Hoffmann schon länger unterwegs. Im Gegensatz zum ersten, mit kompletter Band bestrittenen Tourneeteil nimmt er nun, nur von seinem großartigen Pianisten Hawo Bleich sensibel am Klavier (und teilweise auf dem Synthesizer) begleitet, die Textanteile zurück, setzt auch die neueren Lieder sparsamer ein, um Raum zu schaffen für Klassiker wie „Gerda“, „Blinde Katharina“, „Der Boxer“ oder „Jedes Kind braucht einen Engel“. Chansons aus rund 35 Karrierejahren fügen sich so zu einem homogenen Programm, dem man anmerkt, dass Klaus Hoffmann stärker als jeder andere deutsche Liedermacher in der französischen Tradition eines Charles Aznavour oder natürlich Jacques Brel verwurzelt ist.

Was nun biographisch ist an diesem Abend, was gespielt und was echt – das weiß man nie so recht, weil das komplette Konzert eine Inszenierung ist, die Moderationen weniger typische Ansagen als vielmehr detailliert durchdachte Texte von literarischer Qualität.

Die alten Medien-Vorwürfe, der Künstler sei eine „singende Wärmflasche“ oder ein „Botschafter für innere Angelegenheiten“ (Hoffmann: „das klingt ja wie ein Abführmittel“), entkräftet er und offenbart durchaus auch politische Seiten, die umso stärker wirken, weil sie leise und doppelbödig formuliert werden. Wenn man zuhören kann.