Eine Therapie braucht man immer dann, wenn es einem schlecht geht. Eine Psychotherapie vor allem dann, wenn es in der Seele schmerzt. Und eine Therapie der Springmäuse? Die braucht man dann, wenn’s beim Lachen hapert.

Am Freitagabend lud das Improvisations-Theater Springmaus zur ganz besonderen Therapie in die Kaue ein. Vor vollem Haus baten die drei Lachmuskel-Psychopathen Vera Passy, Gilly Alfeo und Norbert Frieling „auf die Couch“.

Auch wenn der rote Faden des Mottos ab und an verloren ging, so stellten die drei doch von Anfang an klar, dass auch sie ums Beklopptsein nicht herum kommen. Vor allem Frieling überzeugte das weitgereiste Publikum (von Holland bis Hannover) mit seinem komödiantischen Talent und stellte seine beiden Mitstreiter zuweilen in den Schatten. Er zeigte sich klar als der Vielseitigste und brachte den Saal zum Toben.

Zur Begrüßung trällerte die Truppe Michael Jacksons „Heal the World“, jedoch mit mottogerechtem Text: „Auf die Couch, weil wir alle crazy sind. Denn von Zeit zu Zeit müssen alle mal dahin.“

Schon hier zeigte sich, dass es ein Abend der leichten Unterhaltung werden würde.

Und da ja alle crazy sind, darf in einem Impro-Theater die Publikumsbeteiligung natürlich nicht fehlen. Heißt: Es gibt die Stichworte vor, nach denen gespielt wird. Mit kleinen Lockerungsübungen und ein paar Einstiegsfragen nahmen die Springmäuse ersten Kontakt mit ihren Patienten in der Kaue auf. „Als der Termin entstand, wussten wir gar nicht, dass heute Derby ist“, erklärten die drei. Sie seien froh nicht vor leerer Halle spielen zu müssen. An dieser Stelle war dann doch ein Zähneknirschen bei den Männern zu vernehmen, die sicherlich lieber beim Fußball wären.

Dennoch war das Publikum zum Mitmachen aufgelegt und durfte via „Gelbe Seiten“ auch das Thema der ersten improvisiert gespielten Szene aussuchen: Kanalreinigung. Die drei bemühten sich, waren aber noch nicht warm gespielt, die Therapie bisher nur bedingt wirksam.

Doch spätestens bei diversen Neuinterpretationen von Nenas „99 Luftballons“ hatten die drei Therapeuten das Publikum im Griff. Alfeo zeigte sein musikalisches Talent am Klavier, während Frieling und Passy performten. Wieder war es Frieling der vor allem mit seiner Reinhard-Mey-Hommage und einem Riverdance-tanzenden Michael Jackson die Halle kurz vor der Pause zum Toben brachte.

Doch der weitere Verlauf der Therapiesitzung wirkte leider stellenweise albern, die improvisierten Geschichten verloren sich im Nonsense.

So kam es, dass das Highlight des Abends von einem Zuschauer ausging, der auf die Bühne geholt wurde. Mitten in der Springmaus-Therapie fingerte er sein Handy aus der Hosentasche, schaute drauf und rief ins Publikum: „Zwei, Eins!“ Die Kaue jubelte. Typisch Gelsenkirchen!