Gelsenkirchen. .

„Geschockt“, „bestürzt“, „traurig“ – so reagierten evangelische Geistliche in Gelsenkirchen auf die volltrunkene Autofahrt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann.

Mittwochnachmittag erklärte Margot Käßmann mit sofortiger Wirkung ihren Rücktritt von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und als Landesbischöfin. Die 51-Jährige war am Samstagabend mit 1,54 Promille im Blut über eine rote Ampel gefahren und von der Polizei angehalten worden.

„Schade“, findet Rüdiger Höcker, Superintendent des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid. „Bei ihren Fähigkeiten hätte sie bleiben sollen.“ Anders als die übrigen befragten evangelischen Pfarrer war er im Vorfeld der Pressekonferenz von Margot Käßmann klar gegen ihren Rücktritt gewesen. Andere Pfarrer wollten sich nicht so deutlich festlegen und sagten übereinstimmend, dass diese Entscheidung ganz allein Sache von Margot Käßmann sei.

„Ich will nicht den Stab über sie brechen“

„Ich will nicht den Stab über sie brechen“, sagte Katrin Göckenjan, Trinitatis-Pfarrerin in Buer. Traurig und bestürzt habe sie auf die Nachricht von Käßmanns Promillefahrt reagiert. Wie die Ratsvorsitzende im Nachhinein mit ihrem Fehler umgegangen ist, fand Katrin Göckenjan „vorbildlich“ und forderte vor dem öffentlichen Rücktritt „eine neue Chance für sie“.

Thomas Webel-Reiner, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Altstadt, war „platt“, als die Alkohol-Affäre ans Licht kam: „Ich habe so viel auf diese Frau gesetzt... Ich traue ihr nach wie vor alle Kompetenzen zu. Aber traut sie sich das selber auch zu?“

Margot Käßmann gibt ihre Ämter auf, weil sie fürchtet, dass ihre persönliche Überzeugungskraft nicht mehr uneingeschränkt anerkannt wird. Ethische und politische Urteile könne sie sicht nicht mehr so wie früher fällen.

Als „richtige und gute Entscheidung“ ordnet der evangelische Schalke-Pfarrer Norbert Filthaus das ein.