Gelsenkirchen.
Die von Bildungsdezernent Beck beim Schulentwicklungsplan erwarteten „Wellen“ schwappten bereits einen Tag nach Vorstellung des Entwurfs hoch: Vor allem das Vorgehen der Stadt – einige Schulleiter erfuhren zuerst aus der Presse von den Plänen – stieß auf Kritik.
„Die Informationspolitik ist unverantwortlich“, sagt Angelika Philipp, Leiterin des zur Disposition stehenden Schalker Gymnasiums, auf Anfrage. Die Aufregung sei groß. „Das Telefon steht nicht still. Wir mussten die Eltern beruhigen“, so Philipp. Es wäre unabdingbar gewesen, die Schule vorab zu informieren: „So geht man nicht miteinander um.“
Den Vorschlag des Entwurfs, ein neues Modell - neun Jahre bis zum Abitur - mit der Hauptschule Emmastraße zu entwickeln, finde sie zunächst mal „interessant“. Nach der Einarbeitung in den Entwurf werde sich das Schalker Gymnasium aktiv in die Debatte einbringen - und kämpfen: „Wir werden schon seit vier Jahren tot geredet.“
Zustimmung für das empfohlene Aus der Hauptschulen gibt es - von Hauptschulen. „Dieses auf Selektion ausgerichtete Schulsystem kann nicht funktionieren“, sagt Gernot Samsel, Leiter der Hauptschule Am Dahlbusch in Rott-hausen. Dieser Meinung sei er aber schon seit 20 Jahren. Es wäre richtig, jetzt einen harten Schnitt zu machen. Eine auslaufende Schließung seiner Schule täte ihm aber persönlich weh: „Ich arbeite gerne hier und mit diesen Schülern.“
Auch Jörg Kuhlmann, Leiter der Hauptschule Eppmannsweg in Hassel, sieht Handlungsbedarf. Der Vorschlag des Gutachters für seine Hauptschule (Fusion mit St. Michael-Realschule zu einer Sekundarschule I) biete sich an. Aber: Es dürfe sich dabei nicht um eine Verbundschule (Real- und Hauptschulzweig nebeneinander) handeln.
„Die Empfehlung hat uns überrascht“, sagt Ulrike Rupieper, Leiterin der Hauptschule Emmastraße in Bulmke. Ihre Schule habe längst ein neues Profil entwickelt und bereits mehrere Modelle eingeführt: „Wir wären als Hauptschule überlebensfähig“, erklärt Rupieper - und untermauert dies mit 70 Anmeldungen fürs kommende Schuljahr.
„Sehr begrüßt“ wird der Entwurf von der Gesamtschule Ückendorf: „Wir freuen uns, dass unsere Bemühungen um die Entwicklung zu einer Stadtteilschule offenbar unterstützt werden“, so die stellvertretende Schulleiterin Alrun ten Have. Und auch Michael Krause freut sich. „Es ist schön, dass die Realschulen Bestand haben sollen“, sagt der Leiter der Gertrud-Bäumer-Realschule und Sprecher aller Realschulen. Der Bedarf sei da: 148 Anmeldungen habe die Bäumer-Realschule für 2010/2011 erhalten.
Als „unglücklich gelaufen“ bezeichnet die CDU-Ratsfraktion den Start der Verwaltung in die Beratungen über den Schulentwicklungsplan für die Sekundarstufen I und II. Es sei bemerkenswert, wie sich Bildungsdezernent Manfred Beck zum wiederholten Male „mit Vollgas vorschnell mit Wertungen in die Öffentlichkeit wagt“, so CDU-Stadtverordneter und Schulausschuss-Vorsitzender Markus Karl.